In der Mitte der Nacht!

Drei Uhr in der Frühe oder mitten in der Nacht. Die Stunde des Teufels, so wird doch gesagt und behauptet! Oder ist die Fülle, der in letzter Zeit geschauten Horrorfilme, schuld an dieser Assoziation?

Die Zeit rennt nicht, sie kriecht.

Ich kann ihr Schlurfen und ihre lahmen Schritte über den Dielenboden hören. Noch ein paar Stunden, dann ertönt der herzzerreißende Schluchzer des Weckers. Neuer Tag, neues Glück! Die Eigenwahrnehmung bleibt mein Vorrecht, aber abgedroschene Klischeesprüche kennt mein Hirn zu Hauf. Es ist nach wie vor stets darum bemüht mich zu malträtieren. In der Mitte der Nacht, ist es stets ganz besonders bestrebt seine, ihm wohl selbst auferlegte Aufgabe, pflichtbewusst auszuführen. Ich kann mich nämlich nicht entsinnen, ein derartiges Abkommen diesbezüglich vereinbart zu haben.

Bei Tage ist es kinderleicht, die Dinge nüchtern und unsentimental zu sehen. Nachts ist das eine andere Geschichte.

Ernest Hemingway

Wach liege ich da. Starre in die Dunkelheit. Starre so angestrengt in die Dunkelheit, dass sie Farbpunkte bekommt. Rote, gelbe, orangefarbene Kleckse auf schwarzem Grund. Es bringt mich etwas zum Lächeln. Ich muss an Jackson Pollock denken. Ich denke an so vieles. Ich denke und denke. Ich kann nicht aufhören. Ich finde in der Dunkelheit einfach nicht den Ausschalter. Ich habe ausgiebigst gesucht, mich aber nur an Möbeln, Wänden und an undefinierbaren Ecken und Kanten gestoßen oder waren es eher Erinnerungen und Gefühle? Mehr als Schmerzen und blaue Flecke habe ich nicht davongetragen. Die Suche blieb erfolglos, also habe ich sie einfach aufgegeben.

Der Schlaf hat mich auch verlassen. Dieses Unterfangen ist wohl gerade ein Kult. Das Denken ist wohl gerade very busy at the moment, hat den neusten Trend also wohl noch nicht mitbekommen. Aber das Denken ist ja bekanntlich sowieso nicht so ein Mitläufer und von daher hat es natürlich auch ganz old school like kein Whatsapp, also kann ich noch nicht mal ne Infonachricht schicken, um den neusten Stand der Coolnes mitzuteilen. Würde aber wahrscheinlich ehe nicht interesssiert sein.

Schlafentzug sorgt dafür, dass das Verrücktwerden und der Wahnsinn den Einen früher einholt, als die Anderen. Wäre das aber nicht besser? Würde nicht dann das Denken seinen Job gekündigt bekommen, da seine Stelle neu besetzt werden würde, durch den Wahnsinn?

Oder bin ich schon in einer Wahnsinnswelt, ohne es zu merken?

Zumindest höre ich die Zeit in meinem Wohnzimmer rumwandern. Meine Dunkelheit sieht aus wie ein skurriles Jackson Pollock – Gemälde. Meinem Denken will ich eine Whatsapp – Nachricht schicken und meine Erinnerungen und Gefühle kann ich wohl nur schlecht unterscheiden von Möbeln, Wänden, Ecken und Kanten. Vielleicht ist der Prozess weiter fortgeschritten, als ich glaube. Vielleicht aber auch nicht. Jedoch: Welcher wirklich verrückte Mensch würde schon rational und ehrlich von sich selbst sagen, er ist verrückt? Ich sollte demnächst mal ein Meeting einberufen mit der Zeit, der farbenfrohen Dunkelheit, mit dem potenziellen neuen Mitarbeiter Wahnsinn und mit dem Denken, natürlich sobald es etwas mehr Zeit hat. Es meldet sich ja, trotz Stress, sehr regelmäßig, da kann ich es dann mal informieren und mal anfragen, wann es denn passt. Zusammen können wir der Frage sicher, bei ein paar Snacks und kühlen Getränken, nachgehen!

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