Der Roman ” Die Wahrscheinlichkeit des Glücks ” von Gisa Klönne thematisiert diese, bringt sie ordentlich durcheinander und führt sie schlussendlich, über Umwege, wieder zusammen.
Frieda Telling, angesehene Astrophysikerin besucht eine Tanzaufführung ihrer mittlerweile erwachsenen Tochter Aline. Dabei überreicht sie ihr ein Verlobungsgeschenk der, an Demenz erkrankten, Großmutter.Die Gabe, die Hälfte eines roten, zerrissenen Halstuchs, ist für die Empfängerin so schockierend, dass sie in ihrer Panik versehentlich vor ein Auto läuft und ins Koma fällt.
Verzweifelt und ängstlich beginnt die sonst rationale, bodenständige und vielbeschäftigte Frieda den aufkommenden Fragen auf den Grund zu gehen und beschließt das Rätsel um das rote Kopftuch zu lüften. Hierbei geht sie in die Vergangenheit ihrer Mutter und stößt dabei auf Unerwartetes und Schockierendes. Kriegsjahre, ein sowjetisches Gefangenenlager, mysteriöse Fotos und dann auch noch auf einen Menschen, der ihr eine helfende Hand reicht, die sie zugleich abschreckt, wie auch anzieht.
Gisa Klönne stellt zunächst die Frage in den Raum : Wieviel wissen Kinder über ihre Eltern und umgekehrt?
Der Roman ist sicher nicht historisch detailiert oder informativ, aber Klönne trifft den Leser auf einer menschlichen und emotionalen Ebene.Philosophische Monologe der Protagonisten lassen den Lesenden Anteil nehmen, mitfühlen und geben ihm darüberhinaus auch noch die Möglichkeit sich selbst und sein Leben zu hinterfragen. Trotz sehr viel Gefühl und der teilweise sehr tragischen Schicksale ,die beschrieben werden, bereichert das Werk den Aussenbetrachter eher emotional ohne dabei auch nur den Hauch eines faden Beigeschmacks zu hinterlassen.
Das Buch trifft den Nerv der Zeit mit der dominierenden Frage : Verstand oder Herz?
(erschienen: FZ, 18.April 2015)