Trümmergöre von Monika Held erzählt die Geschichte eines Lebens zwischen gesellschaftlichen Konventionen und der Hamburger Reeperbahn.
Ein kleines Mädchen in der Hamburger Nachkriegszeit erlebt so einiges. Jahre später findet sich die Protagonistin Jula, erwachsen und auf Wohnungssuche, ausgerechnet in der Wohnung wieder, die sie fast zehn Jahre als Kind bewohnt hat. Erinnerungen, Rückblenden, fast vergessene Bilder begleiten den Leser durch das Buch. Die Kindheit der kleinen Jula wird noch einmal durchlebt, aber von der erwachsenen Jula bewertet.
Als4-jährige wird die Diplomatentochter Juliana, kurz Jula, in der Wohnung der Großmutter und des Onkels abgegeben. Die Erwachsenen leben auf Grund einer mysteriösen Vergangenheit kontaktlos nebeneinander her. Die Großmutter tut ihr Möglichstes um dem kleinen Mädchen eine sorgenfreie und schöne Kindheit zu ermöglichen. Nichtsdestotrotz wird Onkel Hans zum Mittelpunkt in Julas Leben und nimmt die Rolle des Ersatzvaters ein. Er nimmt Jula mit zu Schrottplätzen und integriert sie in sein Leben als Gebrauchtwagenhändler. Sie lernt seine skurrilen Freunde kennen, die sich Trümmer-Otto,Schuten-Ede und Ingemusch nennen und lebt als fester Bestandteil in der Erwachsenenwelt. Mehr als Freundin, als als Kind.
Knapp zehn Jahre später taucht der Vater wieder auf, der bisher nur durch Postkarten glänzte. Das mittlerweile junge Mädchen soll nun eine feine Dame werden. Erneut ist Jula hin-und hergerissen zwischen einem gutbürgerlichen Leben in einer vornehmen Villa und dem Kiez.
Monika Held beschreibt das Leben zwischen zwei Extremen sehr authentisch und mit viel Gefühl. Wer aber ein wenig Unterhaltung erwartet wird enttäuscht. Das Buch hat Tiefgang und viel Dramatik. An einem freien, verregneten Wochenende sicher lesenswert. Ansonsten aber etwas zu melancholisch, mit einer Spur zu viel Tragik.
(erschienen FZ)
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