Momentaufnahme 1.

So sitzen wir da.

In der Mitte der Nacht, bei Kerzenschein!

In meiner Wohnung, in meinem Heim, in meinem Reich, in meiner Welt.

Zwei Gestalten, die Schatten werfen.

Zwei atmende, lebende Wesen unter so vielen.

Deine Finger gleiten über die Saiten deiner Gitarre. Meine Augen folgen deinen Bewegungen. Beobachten deine zartgliedrigen Hände.

Meine Ohren lauschen den produzierten Klängen, die im Nichts verschwinden.

Der aufsteigende Rauch, der Zigarette im Aschenbecher vor dir, tanzt zur Musik, so scheint es. Tanzt um dich herum und legt sich, wie zum Schlafe, sanft und zärtlich auf deinen verschwitzten, nackten Oberkörper.

Sein Geruch paart sich mit dem Duft des frisch gekochten Kaffees.

Unsere Gedanken fliegen wie Staub durch den Raum. Bleiben kleben an roten, zugezogenen Vorhängen. Dahinter sichern sich nur ungeöffnete Briefe und etwas Kleingeld ihren Platz auf der breiten Fensterbank.

Vor mir der halbgelesene Philippe Djian, der mich zum dritten Male in Betty Blues Welt mitnimmt.

Eine Kiste voller Platten lächelt mich schüchtern aus einer der vielen Ecken im Raum an. Alles in ihr, was ich liebte, liebe, eines Tages vielleicht doch noch lieben werde. Die Beatles, Pink Floyd, The Sex Pistols.

Friedlich sitze ich heute Nacht mit dir hier und nirgends wäre ich lieber, als im Jetzt mit dir.

Fühle mich wie im Paradies, bin in meiner persönlichen Märchenwelt.

Nur die große, silberne Uhr an der Wand

Tick Tack Tick Tack

zeigt unbarmherzig das Verstreichen unserer kostbaren Lebenszeit.

Und da wirds mir wieder bewusst:

Kein Moment bleibt für die Ewigkeit.