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Weniger wert als andere- das Gefühl kenne ich nur zu gut, im Hier, im Jetzt!

Ich weiss, was ich war. Ich weiss, wie mein Leben war. Ich weiss, was ich getan , gesehen, durchlebt, durchlitten habe. Ich habe mir mein Leben erkämpft. Es mir schwer zurückerkämpft. Ich war mal seelenlos, ohne Hoffnung, ohne Zuversicht und ohne einen Funken des Glücklichseins. In meiner Welt bin ich das zwar nicht mehr, aber meine Welt ist klein und nicht das Maß aller Dinge. Was ich mal war, wer ich mal war…Alles liegt Jahre zurück und es sind verschiedene Universen. Zwischen gestern und heute liegen Welten. Ich bin stolz auf das, was ich geschafft habe. Ich bin stolz, dass ich die Hölle überlebt habe, dass ich mein Leben zurückerobert habe, dass ich mein eigener Herr bin, in meiner Welt. Einen Orden kriege ich dafür nicht. Den möchte ich auch nicht. Ich möchte das, was da ist behalten. Ich möchte mich an dem, was da ist festhalten, nämlich an mir. Ich möchte das Leben leben, welches so schwer war, es zu bekommen. Ich will sein, was ich bin und auch dafür geschätzt und gewürdigt werden, aber ich bin Nichts und Niemand. Ich habe mich gehasst, ich habe gelitten und nun stehe ich hier. Bin da, erfolgreich zurückgekehrt aus dem Krieg mit mir selbst und bin trotzdem Nichts und Niemand. Schön, das ich diesen Weg gegangen bin, erfolgreich gegangen bin. Aber worauf ich stolz bin, dafür werde ich belächelt. Worauf ich stolz bin, gilt nicht in dieser Welt und im Lebenslauf macht es sich auch nicht gut. Ich wollte mal sterben, habe es versucht, bin gescheitert. Dachte: Nicht mal umbringen kannst du dich! Habe mich zurückgekämpft. Habe mir versucht einzureden, dass ich es wert bin zu leben. Habe versucht mir zu erklären, dass ich durchaus etwas Besonderes und etwas Wertvolles bin und muss mich hier und da trotzdem behandeln lassen, wie ein Mensch dritter Klasse. Warum? Ganz einfach, mein Weg war uneben und nicht gerade. Anscheinend ist es aber genau das, was den angeblich guten Menschen vom schlechten Menschen unterscheidet. Wäre ich meinen Weg ganz rein gegangen. Abi, Studium, etc. wäre ich ein toller Mensch. Ich bin aber ein Mensch, der Umwege ging. Abi, Krankheit, Essstörungen, Depressionen, Suizidversuch, Klinikaufenthalte. Dadurch bin ich ein schlechter Mensch. Das kommt mir zumindest oft entgegen. Ich habe eine Ausbildung angefangen als Zahnmedizinische Fachangestellte. Es war ok. Nicht der Job war es, es war die Menschen um mich herum, die es mir vermiest haben, die mich dazu brachten es aufzugeben, es sein zu lassen. Mach doch mal was Richtiges. Du hast Abi! Warum saugst du Spucke weg? Es ist ein toller Job und ich hätte es gerne gemacht. Ich hätte gerne weitergemacht, aber ich irgendwann war ich wieder im Tränenmeer. Im Tal der Trauer und es ging für mich nicht mehr weiter. Nun studiere ich, habe noch keinen Abschluss, keinen Job dahingehend (um mich über Wasser zu halten jobbe ich in einem Klamottenladen, gehe Kellnern, gebe Nachhilfe, führe Hunde aus und mähe den Rasen für meinen alten, klapprigen Nachbarn) und alle hauen mir auf die Schulter. Gut so, das machst du fein! Was?

Dass ich mir habe blöde Sprüche anhören müssen, weil ich was erreichen und werden wollte? Weil ich eine tolle Ausbildung habe anfangen dürfen und nicht mehr dran geblieben bin, weil alle sagten, was machst du da? Weil Menschen um mich herum mir eingeredet haben, dass ich für eine Ausbildung zu gut bin, aber fürs Leben zu dumm! Ich bin heute Nichts und Niemand. Nur eine kleine Studentin, die nichts erreicht hat. Als Zahnmedizinische Fachangestellte wäre ich jetzt zumindest was. Und als Studentin ist es ok. Man haut mir auf die Schulter und sagt mir dennoch: Hättest du dein Leben mal nicht vergeudet!

Egal, was ich mache. Mithalten kann ich nicht mehr. Nicht weil ich es nicht wirklich kann, sondern weil die anderen es mir nicht mehr zutrauen. Ob ich eine Ausbildung mache oder ein Studium zu ende führe, eine Heldin werde, die das Böse in der Welt bekämpft und beseitigt, Eine werde,die die Welt aus den Angeln hebt und für den Weltfrieden sorgt,belächelt werde ich so oder so. Alles ist besser als das, was ich war, anscheinend. Alles ist besser, als das was ich bin. Und egal, was ich bin oder mal werde, durch meine Vergangenheit werde ich stets in den Augen von so vielen  immer weniger wert sein. Ich kann nur hoffen, dass ich es in meiner kleinen Welt nicht mehr sein muss.

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