Wünschenswert…

Der Spruch ist wohl wahr! Manchmal ist natürlich auch das Verlieben schwer, aber in den meisten Fällen ist eher das Verliebtbleiben die Herausforderung. In unserer schnellebigen Zeit, in der es manchmal scheint, als würden manche Personen den Partner wechseln wie ihr Schuhwerk, ist das doch häufig wirklich eine bezaubernde Vorstellung: Die große und wahre Liebe finden und den Rest des gemeinsamen Lebens zusammen und glücklich verliebt verbringen zu dürfen. Ich sehe das leider sehr häufig, dass es wohl gar nicht so leicht ist, wie es auf den ersten Blick scheint. In meinem Umfeld sehe ich das leider oft. Heute ist ein Paar ganz happy zusammen, morgen eventuell schon nicht mehr und trennt sich. Übermorgen ist dann wieder Jemand anderes an der Seite dieser Person und überübermorgen dann wieder nicht. Es ist immer das Gleiche. Mann und Frau treffen sich, verlieben sich, sind ein Paar und nach ein/zwei Jahren kommt die Trennung. Natürlich nicht immer, aber oft. Dann ziehen sie alle los und schauen sich um und suchen und meistens finden sie dann auch und dann schwört man sich: Das ist es jetzt, das ist jetzt genau Das, Der, Die. Die große Liebe. Die einzig wahre Liebe und nach ein/zwei Jahren erneut das selbe Spiel. Wo ist denn der perfekte Deckel, den es doch besagter Weise für jeden von uns gibt? Ich meine sicher ist das eine ziemliche Herausforderung unter so vielen Menschen auf der ganzen Welt den, die Richtige zu finden. Falls es den, die Richtige überhaupt wirklich gibt. Denn das es Jemanden für Jeden gibt wird zwar gesagt, aber es wird nicht gesagt, wo. Das heisst doch, dass sich diese Person überall auf der Welt aufhalten könnte. Eine ziemlich beängstigende Vorstellung. Vielleicht ist mein Deckel irgendwo in Sansibar und wie soll ich dorthin gelangen? Vielleicht werden wir uns niemals begegnen. Eine gemeine Vorstellung. Dennoch gibt es Menschen auf der Welt, die das lange Verliebtsein durchaus haben und es sich erhalten haben. Heute habe ich etwas gesehen, was mich dazu verleitet hat, darüber nachzudenken. Da stand ich nun, mitten in der Innenstadt in meiner Mittagspause. Hatte mir gerade ein belegtes Brötchen und eine Cola gekauft und suchte verzweifelt im Mittagstumult eine Bank auf die ich mich setzen konnte um mein Mittagsmahl zu genießen. Ein Auto fuhr in die Straße, in der ich mich befand hinein. Ein schöner schwarzer Audi, blank gewienert. Es stellte sich an den Rand des Bürgersteiges und ein Mann mittleren Alters stieg aus. Er ging zur Rücktür und machte die Tür auf. Ein kleiner, gebückter, grauhaariger Opi kam raus. Zittrig, klapprig, im Winter seines Lebens. Das war gar nicht das Faszinierende! Was danach kam rührte mich zu Tränen und verschlug mir den Atem. Im Zeitlupentempo ging das Männchen um das Auto herum. Es hat wirklich lange gedauert, mit seinem tipptipptapptapp-Schritten, aber er war zielorientiert. Er ging seinen Weg, bahnte ihn sich mit aller Kraft. Ich habe mich zunächst die ganze Zeit gefragt, warum der Fahrer des Wagens ihm nicht hilft. Dieser stand einfach nur da und schien zu warten. Das Opilein lief also um das Auto herum und blieb auf der anderen Seite des Wagens stehen, bei der Beifahrertür. Mit größter Mühe und Anstrengung machte er die Tür auf und versuchte Jemandem aus dem Auto zu helfen. Es gelang und da war sie! Das Omalein! Langes, graues Haar zu einen Zopf gebunden und sah einfach nur umwerfend aus. Das Opilein gab ihr einen Schmatz auf den Mund und küsste ganz sanft ihre Hand und nahm sie in seine. In tipptipptapptapp-Schritten gingen sie in das Lokal hinein, vor dem der Wagen geparkt hatte. Der Fahrer machte die Beifahrertür zu, stieg ein und fuhr weg. Die zwei Gräulinge haben noch lange gebraucht um unsichtbar im Lokal zu verschwinden und ich konnte mich gar nicht mehr einkriegen vor lauter Rührung. Es war mehr als nur schön. Es war magisch. Zwei total verliebte Menschen, die durch ihr Alter bedingt, in mir genau das symbolisierten, was ich anfangs beschrieben habe. Es schien, als wäre diesen zwei Menschen genau das gelungen, was ich mir wünsche. Als hätten sie sich gesucht und gefunden, als hätten sie ihr ganz großes Glück im jeweils anderen und für die Ewigkeit gefunden. Das so zu betrachten aus der Ferne hat mich so bewegt. Der Appetit war mir zwar vergangen, aber dieses Erlebnis will ich nicht mehr missen. Am Liebsten hätte ich es aufgenommen für mich und es mir wieder und wieder angeschaut. Es gab mir Zuversicht und Hoffnung. Vielleicht ist es wirklich nicht so leicht, sein Gegenstück zu finden, vielleicht ist es wirklich schwer verliebt zu bleiben, aber es ist zumindest nicht unmöglich und wenn das nicht unheimlich tröstet und hoffend macht:-)

11 Gedanken zu „Wünschenswert…

  1. Wie wunderschön <3
    Verliebt ist man schnell, aber richtig toll wird es doch erst, wenn aus Verliebtheit Liebe erwächst.
    Menschen geben heute viel zu schnell auf, trennen sich lieber als Hürden gemeinsam zu überwinden, sehr schade, denn es lohnt sich.

  2. »[…] Ich wollte Dir nicht viel sagen, nur dass ich
    Heute ein altes Paar sah
    Sie lachten über sich und hielten ihre Hände
    Und er küsste ihr Haar

    Etwas ließ mich erschaudern, etwas machte mich stolz
    Sie zu sehen da ganz allein
    Glücklich am Ende eines langen Lebens
    Und alles ist aus Gold […]«

    Tomte, Geigen bei Wonderful World:

  3. It takes hard work to make a marrige work, its not all petals and roses … its a constant giving and taking and the moment you give up … ots over, its like a fire … if you don’t feed it with wood or coal … ots eventualy going to go out! After its gone out … its usless putting on wood again … its out. Then you either lite another one … or relite the one you had …
    Yours sincerly.

  4. Was zusammengehört, wird zusammengeführt… – auch ohne krampfhaft danach suchen zu müssen oder gerade eben deshalb; das ist meine persönliche Meinung. Es kann sein, dass nicht immer die große Liebe für ewige Zeiten daraus wird, aber man sollte ohnehin in jeder zwischenmenschlichen Beziehung den positiven Erfahrungswert erkennen; ich denke, dass jede Beziehung, egal, wie lange oder kurz andauert, etwas zur persönlichen Entwicklung beiträgt; und sei es nur, dass man dadurch sich selbst besser kennen lernt.

    Alles Liebe
    Nachtpoetin

    1. Danke für deinen Beitrag.:-) Ja, das denke ich auch. Nichts funktioniert mit Krampf oder Druck. Man sollte das Beste und Schönste aus allem für sich und sein Leben mitnehmen und dafür auch stets dankbar sein. alles führt irgendwohin und hat seine Richtigkeit, selbst wenn wir das zwischen Trauer und Schmerz manchmal auch gar nicht wahrnehmen.
      Liebstens
      Mia

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