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Unter- oder Überschätzung??

Das schaffst du schon! Du hast doch schon viel mehr davor geschafft!
Das wirst du schon meistern! Du bist doch hart im Nehmen!
Ohne Fleiß kein Preis! Und du bist doch so fleißig:-)

Es gibt Sätze, die einen Menschen motivieren und ihm gleichzeitig das Gefühl geben, dass er vor den nächsten Zug springen möchte.
Die oben erwähnten Sätze sind genau dieses Beispiel. Einerseits geben sie einem ein gutes Gefühl, da man denkt, dass dies durchaus zutrifft. Andererseits setzen sie einen doch sehr unter Druck.
Ich dachte oft, dass mich die Menschen um mich herum unterschätzen. Das hat mich oft sehr geärgert, aber damit bin ich doch auch recht gut gefahren.
Wenn man unterschätzt wird, dann kann man die Menschen um einen herum auch überraschen.
Als ich noch ziemlich in meiner Krankheit drinsteckte, traute man mir nichts zu und das mit gutem Recht, denn ich konnte nichts und machte nichts.
Als es mir allmählich besser ging, waren zunächst noch alle besorgt, ob das, was ich tat, auch meinen Kräften entspricht und das war auch der Zeitpunkt an dem ich doch häufig unterschätzt wurde. Man traute mir weniger zu, als ich doch in der Lage war zu leisten.
Ich kämpfte für meine Eigenständigkeit und für meine Unabhängigkeit und je weiter ich kam, umso mehr wurde von mir verlangt, gefordert und erwartet. Die Spitze des Turms war stets ich. Ich war die, die mehr von mir verlangte, forderte und erwartete. So hatte ich das Gefühl der Herr meiner selbst zu sein. Ich war der Bestimmer und der Ansager.
Im Laufe der Zeit stellten doch viele fest, dass ich mehr kann, als man mir zutraute. Auch das war sicher ein schönes Gefühl. Doch eine Reise geht auch weiter und auch meine Reise ging und geht weiter. Leider gefällt mir das Klima augenblicklich nicht besonders.
Ich will nicht sagen, dass ich überfordert bin. Ich will nur sagen, dass ich denke, dass man mir nun mehr zutraut, als ich stemmen kann.
Mein Tag hat nun mal nur 24. Stunden und bei einem Studium, mehreren Nebenjobs und dem Blog, den ich liebe, bleibt für ein Leben und sonstige Dinge nicht viel Zeit.
Im letzten Jahr habe ich mir ein paar Dinge erarbeitet, die mir nun wichtig sind und mir am Herzen liegen. Ich habe das Gefühl, was ich mache ist richtig und es fühlt sich auch so an. Trotzdem schleicht das Gefühl um mich herum, dass es mehr sein müsste. Mehr, was ich sein sollte. Mehr, was ich tun sollte.
Meines Erachtens nach hat sich meine Welt zu schnell gedreht und sie hat mich noch nicht einmal gefragt, ob ich damit einverstanden bin.
Ich wäre gerne Wonderwoman oder Miss Universe, aber leider bin ich nur ich.
Ich tue, was ich kann, damit alles funktioniert.
Ich tue, was in meiner Macht steht, um vorwärts zu kommen.
Ich bin für mich durchaus genug, was nie so war und wieder fängt das Denken an, trotzdem! Das Denken, dass ich anderen genügen möchte. Das Denken, dass ich doch nicht genug bin. Das Denken, dass ich mehr leisten, tun und machen sollte. Das Denken, dass ich dem entsprechen muss, was andere von mir wollen.
Es fing an mit der Familie meines Freundes. Genug werde ich da niemals sein.
Am Anfang motivierte es mich. Jetzt zerreisst es mir das Herz.
Doch wenn ich hier so sitze und schreibe und tippe, dann kann ich nur sagen:
Ein paar Tränen kann ich weinen und mich auch gerne kurz beklagen.Diese paar Minuten schenke ich ihnen und auch mir gerne. Für mich bin ich genug und das ist doch das, was zählt. Und der Tag hat 24. Stunden und die Nacht ist noch jung und mein bester Freund sagte mir mal: Was du einmal geschafft hast, dass schaffst du auch nochmal!
Also krempel ich die Ärmel hoch und setze mich auf meine vier Buchstaben.
Leicht wird es nicht, aber seien wir mal ehrlich:
Nichts wofür es sich zu kämpfen lohnt, fällt einem in den Schoß:-)
Das sagte schon Dr. Kelso in der Sitcom Scrubs:-)
Nun mache ich also die Nacht zum Tag und den Tag zum langen Tag.
Schlafen kann ich auch, wenn ich tot bin:-)

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