Henry Miller

Ich wünschte, ich könnte schlafen:-)

Für mich ist die Nacht noch ziemlich jung. Sie hat noch ein paar Stunden vor sich und ich hoffe, dass ich zumindest in den nächsten Stunden etwas Schlaf finde. In der Zwischenzeit versuche ich mich abzulenken und manchmal auch mal kreativ und produktiv zu sein. Heute Nacht gehe ich meinem Lesebedürfnis nach und da ich es gerade gefunden habe und ich den Autor sehr mag, teile ich einfach mal ein paar Worte von Henry Miller mit euch:-) Ich hoffe, dass ihr wohl schlaft und ruht.

Schlaft und ruht für mich mit:-) Ich denke an euch und nun lassen wir den Schreiber textisch sprechen:

Zitat aus “Wendekreis des Krebses”

Henry Miller:

Wenn es einen Menschen gäbe, der wagte, alles zu sagen, was er von dieser Welt gedacht hatte, bliebe ihm kein Quadratzentimeter mehr, um sich darauf zu behaupten. Wenn ein Mensch erscheint, stürzt sich die Welt auf ihn und bricht ihm das Rückgrat. Immer sind zu viele morsche Säulen stehen geblieben, zuviel verfaulte Menschheit, als das ein Mensch aufblühen könnte, der Überbau ist eine Lüge und das Fundament eine riesige zitternde Angst. Wenn in Abständen von Jahrhunderten ein Mensch mit einem verzweifelten hungrigen Blick in den Augen auftritt, ein Mensch, der die ganze Welt umwälzen würde, um ein neues Gesicht zu schaffen, wird die Liebe, die er in der Welt mitbringt, in Bitterkeit verwandelt und er wird zur Geisel. Wenn wir dann und wann auf Seiten stoßen, die explodieren, Seiten, die verwunden und schmerzen, die einem Seufzer, Tränen und Flüche abringen, dann sollt ihr wissen, dass sie von einem aufrechten Menschen stammen, einem Menschen, dem keine andere Verteidigung übrig bleibt, als seine Worte, und seine Worte sind immer stärker als das verlogene, erdrückende Gewicht der Welt, stärker, als all die Foltern und Räder, die die Feigen erfinden, um das Wunder der Persönlichkeit zu vernichten. Wenn je ein Mensch wagen würde, alles, was er auf dem Herzen hat, auszusprechen, sein wirkliches Erlebnis, alles, was wirklich seine Wahrheit ist, niederzuschreiben, dann, glaube ich, ginge die Welt in Trümmer, würde in Stücke zersprengt, und kein Gott, kein Zufall, kein Wille, könnte je wieder die Stücke, die Atome, die unzerstörbaren Elemente zusammensetzen, aus denen die Welt bestand.
Henry Miller

9 Gedanken zu „Henry Miller

  1. Ich hab gerade immerhin schonmal eine Stunde Schlaf im Schreibtischstuhl sitzend gefunden. Ich gehe jjetzt rüber ins Bett und widme Dir einen Teil des Schlummers, den ich dort ergattere. 🙂

  2. Heute, im IT-Zeitalter, ist das anders als zu Millers Zeiten. Wobei er im Kern immer noch richtig liegt, von wegen Fundament aus Angst und einem Überbau von Lüge. Heute kannst wirklich ALLES aufschreiben und, wenn Du möchtest, an exponierter Stelle in der Innenstadt heraus schreien (schlimmsten Falls landest Du in der Psychiatrie und wirst mit entsprechenden Mitteln wieder konform, also ruhig geschaltet)

    Es interessiert niemanden wirklich

    Die wenigsten machen sich die Mühe des Zuhörens, weil sie entweder zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind oder, was auf`s Gleiche herauskommt, derart von ihrer eigenen Meinung überzeugt sind, dass sich die der anderen erübrigt.

    Was mir bleibt, ist eine Art innerer Rückzug bei gleichzeitig ausgefahrenen Antennen für Menschen, die auch anders leben möchten. Manchmal ein Spagat, manchmal ein Widerspruch. Manchmal richtig gut 🙂

    Grüße !

    PS: Hoffentlich konntest Du noch ein wenig schlafen.

  3. Da stimme ich dir zu. Es gibt bildungsübergreifend einen zunehmenden Unwillen, mehr als drei, vier Sätze mit möglichst bekannten Vokabeln/Floskeln zu lesen. Daher bewegt man sich – auch dank der frühen Trennung im Schulsystem – vorwiegend in den eigenen Kreisen, in welchen man sich gegenseitig auf die Schultern klopft und sich bestätigt, während die Welt brennt und neue Gedanken nötiger denn je sind. Verärgerte Antwort auf einen anscheinend zu langen Beitrag auf fb: Ich unterhalte mich nur noch mit Leuten, die meiner Meinung sind. Was für eine traurige Selbstbeschränkung des Geistes.

  4. Daumen hoch für Henry Miller – der Vorläufer von Charles Bukowski: “Menschheit – du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu.” oder auch von Danzers wunderbarem Songtext “Traurig aber war”.

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