Die Motte und ich…

Plötzlich flog eine Motte in mein Wohnzimmer. Ich hatte nur kurz das Fenster auf.

Es war warm im Raum. Die Luft stand einfach nur so. So erschien es mir zumindest. Die Luft roch abgestanden, also wollte ich nur kurz das Fenster öffnen und etwas frische und saubere Luft in den Raum lassen. Am Abend fliegen Motten umher, die vom Licht angezogen werden. Ja, das wurde sie. Das Licht der kleinen Lampe im hinteren Eck des Zimmers zog sie an. Da war sie nun. Meine kleine nächtliche Freundin. Oder war es doch ein nächtlicher Freund? Sie hat sich zu mir verirrt oder auch nicht? Vielleicht flog sie bewusst zu mir, um mir in meinen nächtlichen Stunden etwas Gesellschaft zu leisten? Die kleine Motte und ich, was für ein nächtliches Team? Ob wir heute Nacht wohl noch gemeinsam Gespenster und Bösewichte jagen gehen würden? Zumindest hat sie mich von der Einsamkeit, in der ich gerade steckte, befreit. Ein kleines Etwas, ein kleines Sein, ein kleines Leben, das einfach nur um die billige Glühbirne meiner kleinen Lampe im Eck des Zimmers herumflog. Trotzdem gab sie mir ein gutes Gefühl. Als wäre da wer. Als wäre da was. Was, ist schon viel, wenn vorhin nichts ist. Oder, es ist zumindest mehr als nichts, was vorher da war. Aber irgendwie war es auch ziemlich unerfreulich. Eine Motte ist aber wohl selten erfreulich, irgendwie. Denke ich! Eine einsame und verirrte Motte umso mehr. Ein einsames Wesen, das Licht sucht. Eigentlich sind wir uns ziemlich ähnlich. Die Motte und ich, dachte ich. Ich taufte sie einfach mal Mo, das ist so nichtssagend und geschlechtsneutral, aber es gibt auch das wieder, was sie ist: MO, da steht es! Da und hier, im Hier und Jetzt! Das Licht einer kleinen Glühbirne, einer kleinen Lampe reicht ihr,ihm oder wie auch immer. Es reicht. Will sie,es,er sich wärmen oder einfach nur vor der Dunkelheit fliehen? Beides gestatte ich ihr,ihm,es. Sind Motten weiblich oder männlich oder sind sie geschlechtsneutral? Ich muss an meinen besten Freund denken. Der wüsste das jetzt, weil er sowas weiss. Er ist Biologe, aber er ist einfach er und intelligent. Er weiss Dinge, die niemand weiss, weil er einfach er ist, so einstein-mäßig unterwegs, so, wie ich es nicht bin, so atemberaubend wundervoll eben. Ich bin zwar keine Motte, aber auch ich suche nach Wärme, nach Licht, dem gleißend-glühenden Licht, irgendwie und wenn ich es finde und sehe, dann schlage auch ich mit den Flügeln, denn da will ich nicht sein, denn da ist der Tod. Wer will dem Tod begegnen? Die Motte und ich, wir suchen das Licht und wenn wir es finden, dann schlagen wir wild mit den Flügeln und wollen nur weg von dem, was uns angezogen hat. Ironie, Sarkasmus, makaber. Die Motte und ich. Ja, wir waren wohl beide einsam in unserer Welt und sollten uns doch heute Nacht treffen und begegnen. Ich gebe zu, dass mein Text weder lyrisch, noch schön, noch sinnvoll ist, aber er ist wahr und ehrlich. Manchmal sollte das doch auch einfach reichen. Naja, ich habe MO dann eingefangen und sie doch wieder in die ungewisse Dunkelheit entlassen und mich auch, übrigens. Die Motte MO und ich, das war schon was, aber wir kriegen das auch alleine hin. Und auch wenn ich meinen Psychiater aufsuchen sollte, weil ich mich mit einer Motte identifizieren kann, bleibt doch die Erkenntnis: Wir werden alle vom Licht angezogen, aber letztendlich leben wir doch in der Dunkelheit. Was ich damit meine ist, dass wir alle ein glückliches Leben leben wollen und das wir eine Vorstellung von unserer Zukunft haben. Wir haben Wünsche und Hoffnungen und Sehnsüchte, aber letztendlich wissen wir einfach nicht was passiert. Es liegt alles im Dunkeln und wir können uns nur überraschen lassen.

8 Gedanken zu „Die Motte und ich…

  1. Wären wir nur Licht, wüssten wir es nicht zu würdigen.
    Unsere gesamte Existenz beruht auf Polarität.
    Kein Licht ohne Schatten, und umgekehrt.

    Überraschen lassen 🙂

    Letztendlich ja. Niemand ist seines Glückes Schmied, wie man hier sagt. Gottes Wille und mein Wille. Das harmoniert nicht immer… Aber – wir können etwas tun. Unserem Leben eine Ausrichtung geben, einem inneren Ideal folgen. Folgen, nicht versuchen, es zu kopieren. Das geht nicht und verursacht Leid. Aber eine Richtung können wir wählen. Aktiv werden in die gewählte Richtung, uns Zeit nehmen für alles, was damit zusammenhängt. Auch das (los-)lassen der Neigungen, die uns von dem gewählten Weg abbringen können, gehört dazu. Tun und lassen also.

    Tun, was ich kann, Das ist mir heute sehr wichtig. Dazu gehören auch meine Grenzen kennen und akzeptieren. Ich möchte mir nicht vorwerfen müssen, nicht alles getan zu haben, was in meiner Macht stand. Das Resultat wiederum liegt nicht in meiner Hand.

    So Gott will, eben.

    Grüße !

    https://de.toonpool.com/user/11671/files/disco_1290585.jpg

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