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Verrückt, aber glücklich

Ein guter Freund hat mir mal den nett-gemeinten Ratschlag gegeben: Wenn du sauer auf die Welt bist und auf die Menschen, dann ziehe dich zurück und betrinke dich. Am nächsten Morgen verabscheuchst du dich selber. Die Welt und die Menschen sind dir egal und der Spuk ist vorüber.


Ganz unwahr ist der Ratschlag nicht, aber auch wenig hilfreich:-(
Ich habe es versucht. Mich zurückzuziehen und mich in den Schlaf zu trinken und ja, am nächsten Morgen habe ich mich und den Alkohol verflucht. Ich habe vier Wecker gestellt und erst den dritten gehört. Der Wein tanzte in den Morgenstunden noch in meinem Kopf und der Geschmack lag mir unangenehm auf der Zunge. Den Arbeitstag zu überstehen fiel mir schwer und ich war glücklich, dass Kaugummi erfunden wurde. Ich habe mir geschworen nie mehr Wein zu trinken, was sicher nur zum nächsten Biergartenbesuch und zur nächsten Weißweinschorle halten wird, aber geholfen hat es wenig.
Ich will weder die Menschen, noch die Welt verfluchen, aber in einer Welt zu leben, die ist, wie sie ist und mit Menschen zusammenzuleben, die sind, wie sie sind, fällt mir manchmal nicht leicht.
Ja, die Welt ist eigen und Menschen sind eigen und ich bin eigen, aber es passt irgendwie nicht. Es kollidiert. Es eskaliert. Es passt nicht. Ich passe nicht oder sie passen nicht, aber es passt nicht.
Ich denke an Jack Kerouac und an die Beatgeneration. Er sagte mal: Und dann dachte ich nach: Bin ich verrückt oder ist es die Welt? Ich tippte auf die Welt und ich hatte recht!
Diese Aussage ist etwas anmaßend, aber sie hat mir stets geholfen. Nun nicht mehr!
Ich bin nicht verrückt und die Welt ist es auch nicht. Wir verstehen uns nur nicht. Wir haben unterschiedliche Einstellungen und Ansichten.
Ich arbeite gerne und ich kriege gerne am Monatsende meinen Lohn, aber die Zahl darauf ist mir nicht ganz so wichtig. Vielleicht, weil ich keine alleinerziehende Mutter bin oder auch, weil ich keine Familie ernähren muss. Vielleicht wäre es anders, wenn es so wäre. Mein Gehalt sagt über mich nichts aus. Darüber möchte ich mich nicht definieren. Sollte ich das? Vielleicht! Aber können, tue ich es nicht.
Haus, Hof, Auto, Urlaub….Will ich das? Oder sagt man mir, dass das richtig ist?
Was ist richtig und was ist falsch? Was ist verrückt und was ist wahr?
Leben möchte ich, aber ich denke, dass das Überleben gerade eher das ist, was ich tue.
Verdiene Geld! Sei erfolgreich!Sei mächtig!Werde respektiert von anderen und werde gemocht!
Sei glücklich ist wohl keine Option.
Ich bin wohl ziemlich naiv und sollte wohl eine Flasche Wein öffnen, aber es wird mir nicht helfen. Es wird mir nur Kopfschmerzen bereiten, die ich ehe schon habe und es wird mir nur noch mehr das Gefühl geben, nicht richtig zu sein. Um das zu wissen, brauche ich keinen Wein. Ich sehne mich nach einer Veränderung im Denken von manchen Menschen. Ich sehne mich nach einer Welt, die hinschaut und nicht wegschaut. Nach einer Welt, in der Glücklichsein noch eine Option ist.

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