Schreibeinladung 4

Letzte Woche habe ich es leider nicht geschafft bei den etüden von Christiane mitzumachen, aber in dieser Woche möchte ich doch wieder daran teilnehmen:-)
https://365tageasatzaday.wordpress.com/2018/02/04/schreibeinladung-fuer-die-textwoche-06-18-wortspende-von-visitenkartemyblog/

Wir befinden uns in der 6. Themenwoche und die Regeln sind wie immer:
3 Wörter und maximal 10 sätze!
Die Wortspende kommt in dieser Woche von Anna-Lena von:
https://visitenkartemyblog.wordpress.com

Die drei Wörter lauten:
–Unterhemd
–knallvergnügt
–verzichten

 

Los geht es:

Die Anpassung war bei mir stets eine Art persönlicher Tarnumhang, wie der bei Harry Potter und eigentlich dachte ich, dass ich damit ganz gut fahre, denn ich neckte nicht an, polarisierte nicht, hatte keine Neider, keine Feinde und lebte mein Leben in einer stillen Bescheidenheit, die sich zwar nicht gut anfühlte, aber von der ich glaubte, dass dies der richtige Weg war.
Diese Lebensweise, die ich da für mich gewählt habe, beschnitt zwar in allen nur denkbaren Formen meinen Individualismus, aber ich wollte mit der Masse gehen, wie es eben jeder tut und nicht als einsamer Fisch gegen den Strom schwimmen und letztendlich als eigenbrötlerischer Einzelgänger mein Dasein fristen.
Die Jahre vergingen geschwind und das Leben rauschte vorbei und mit jedem Tag mehr, der an mir vorbeizog merkte ich doch, dass ich nicht einfach nur auf meine Individualität verzichten musste, sondern auch auf mein persönliches Glück.
Diese Tatsache bewegte mich dazu, mich hinzusetzen, mein Leben zu überdenken, mir einfach mal die Zeit zum Reflektieren zu nehmen und meine Prioritäten notfalls neu zu formulieren.
Nachdem ich dann Gedanken um Gedanken und Ratgeberbuch um Ratgeberbuch gewälzt hatte, kam eines Morgens die bittere Erkenntnis, dass mein persönlicher Tarnanzug in Form von Anpassung nur jahrelang mein Glücklich-Sein boykottiert hatte und meine Lebensqualität auf ein Minimum herunterreduziert hatte.
Knallvergnügt sprang ich also aus meinem warmen Bett und gratulierte meinem Spiegelbild im Badezimmer zu seiner bemerkenswerten Eingebung, dass nämlich das persönliche Glück weitaus mehr Wert hat, als mit dem Todfeind des Glücks: ANPASSUNG, Händchen zu halten.
So lief ich in Unterhöschen und Unterhemd in den Garten und freute mich einfach nur über die frische und kalte Luft, über die herrlichen Blumen, die zu sprießen begonnen haben und über die vereinzelten Sonnenstrahlen, die mein Gesicht etwas zu wärmen versuchten und dachte gar nicht darüber nach, wie es auf alle Nachbarn wirken mochte oder was sie von mir dachten, denn seit Jahren war ich in diesem Augenblick einfach nur ich und glücklich und unangepasst und frei und knallvergnügt und felsenfest dazu entschlossen den Tarnumhang in Form von Anpassung einfach auch mal ab und an im Schrank hängen zu lassen, damit ich dieses Gefühl öfters erleben konnte.
Anpassung mag ja nicht immer verkehrt sein und manchmal ist sie leider unumgänglich, aber zum wahren Glück brauchen wir eben auch das freie Ausleben unseres wahren Seins und unseres wahren Ichs, egal wie merkwürdig das manchmal auf andere wirken mag.

9 Gedanken zu „Schreibeinladung 4

  1. Finde ich sehr wichtig, die Erkenntnis, dass man sich gern was vormacht und sich gern in ein Korsett pressen lässt. Wenn du schon anfängst, philosophische Etüden zu verfassen, denke ich, dass der Etüden-Virus bei dir auf fruchtbaren Boden gefallen ist … 😉
    Sehr schön! Weiter so! 😀
    Liebe Grüße
    Christiane

  2. Toll, wie Du die Etüdenform als Rahmen für Deine persönlichen Gedanken verwendest!
    Viel Glück und Freude beim Entdecken von Dir selber ohne Tarnumhang.
    Und mit der kreativen Wortschöpfung „annecken“ müsste man Dich bereits für die nächste Wortspende nominieren… 😉

    1. Vielen lieben Dank ☺Ja, erstaunlicherweise konnte ich dem Text wirklich eine persönliche Note verpassen☺Hat sich aber tatsächlich so ergeben. Hat zu Beginn keinen wirklichen Plan wohin ich wirklich will😉

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