Schattenkind

Das Schattenkind
Ganz plötzlich erwache ich aus tiefen Träumen, die ich zweisprachig erzählen könnte.
Fühle mich im Jetzt nicht unwohl, aber wurzellos.

Heimat bleibt ein Traum, der zwischen zwei Ländern schwebt, die ich liebe und schätze. Wählen möchte ich nicht, will ich nicht, kann ich nicht, denn ich bin weder rein im Da noch vollständig im Hier. Ich bin das Schattenkind des Jetzt. Gehöre den Welten von zwei Kulturen, zwei Denkarten, zwei Ländern, die in meinem Kopf und in meinem Herz EINS ergeben. Zwei wird Eins, wie in der Liebe. Diese fühle ich für beide Kulturen, beide Denkarten, beide Länder.Ich puzzle das Puzzle und lege den Berg in das Meer und die Gastfreundlichkeit in die Disziplin und ernte das Kopfschütteln, das Unverständnis von einem, dem anderen und beiden. Ich bin das Schattenkind. Ihr Schattenkind, das sie erschaffen haben, beide, sowohl als auch. Ich brauche das Helle. Ich brauche das Dunkle. Beides brauche ich um zu sein.
Ich gehöre weder dazu noch dort zu und bin dennoch nicht nur, sondern auch. Ohne Das und ohne Jenes gäbe es kein Ich und als Schattenkind liebe ich das Spiel dazwischen. Zwischen zwei Ländern, zwei Denkarten, zwei Kulturen, die mich erschufen und in mir Eins wurden, mich zu eins machten. Heimat finde ich in dem Gefühl, hier und dort zu sein und überall und nirgends vollkommen, außer in mir. Heimat bin ICH. Als Schattenkind von Muttersprache und Vaterland.

8 Gedanken zu „Schattenkind

    1. Hat alles immer auch Vor- und Nachteile. Manchmal spürt man die Vorteile, dann auch wieder die Nachteile😉Vielen Dank, dass es dir gefällt💙💚

      1. Ja, deswegen kenne ich das Gefühl von Zerrissenheit ganz gut. Gebürtig komme ich aus Danzig. Ist zwar nur ein Land nebenan, aber ich merke schon oft die Unterschiede. Es ist eben etwas anders.

      2. In Danzig war ich vor ein paar Jahren, als ich mit Kumpels von Stettin nach Kleipeda geradelt bin. Ist ne tolle Stadt mit tollen Menschen. Ich bin mit einer Engländerin verheiratet und wir haben drei zweisprachige Töchter. Ich bin zwar so zu sagen nur erworben multinational, kann das Gefühl aber sehr gut nachvollziehen.❤

      3. Es ist eine wunderschöne Stadt. Ich bin gerne dort. Liegt daran, dass ein großer Teil meiner Familie dort lebt, liegt aber auch daran, dass das Meer direkt dort ist😉😎💙Man merkt schon, dass es eben ein anderes Land ist. Es ist eine andere Kultur und in manchen Punkten eben auch eine andere Denkart. Die Unterschiede sind nicht gravierend, aber für mich doch fühlbar.

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