Montagslyriker Runde 5–die nekolaumische Erzählstimme

Ich begrüße euch am heutigen Montagabend:-)


Hier geht es nun weiter mit der 5.Runde der Montagslyriker und heute stellen wir euch auch den 5. Montagslyriker vor:-)
Mein wunderbarer Kollege Matthias Breimann https://breimannswelt.wordpress.com und ich geleiten euch erneut durch den Abend und heute wird es wieder etwas speziell:-)
Heute Morgen habe ich schon auf unseren nächsten Künstler aufmerksam gemacht und euch angekündigt, dass ich mich in der nächsten Zeit mit seinem Werk Shortlist auseinandersetzen werde.

Shortlist

 

Letzte Woche haben wir ihn auch schon kurz erwähnt, denn er war einer von dreien. Heute Abend hat er seinen ganz persönlichen Live-Auftritt bei den Montagslyrikern und rockt ganz eigenständig unsere Bühne. Er hat uns bereits letzte Woche eine kurze und einführende Leseprobe seines vierten Romans zur Verfügung gestellt und heute geht es weiter.

https://mia-lada-klein.com/2018/11/19/montagslyriker-present/#more-9254

 

Sein neustes Werk ist ein 13-teiliger Dialog mit dem Leben, von der Wiege bis zur Bahre.
Heute präsentieren wir euch den ersten Dialog und ich bin mir sicher, dass ihr genauso begeistert sein werdet, wie ich es bin.
Ganz offiziell ist er der erste Montagslyriker, der sich hier mit einem längeren Text vorstellen wird und ich bin ganz begeistert von seiner Scheibkunst.
Nun möchte ich gar nicht zuviel erzählen, denn heute geht es schließlich nur um ihn und er selbst darf nun zu Wort kommen.
Hier ist für euch:
N.D Hörmann

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Instagram:  https://www.instagram.com/n.d.hrmn/
Blog:  https://www.nekolaumischedeutung.com/

 

1. Nenne den Schmerz beim Namen. Wer ist der Dämon, der dich zum Schreiben verführte?(Der Mensch, die Muse, das Unglück)
Der Dämon, der mich zum Schreiben verführte war ein kontemplativer Abend, an dem ich mein Leben hinterfragt habe. Was will ich, was soll ich hier? Die Antwort dieser Fragen fiel mir auf der Couch wie Schuppen von den Augen: Ich muss schreiben. Spontan wurde ich zum verlorenen Sohn, der am Ende Zeugnis in Form von Geschichten ablegt.

2. Wer dich kennenlernen will muss wissen, dass du … (Erzähl uns von deinen Macken, schlechten und guten Eigenschaften, von deinen dunklen Geheimnissen)
Wer mich kennenlernen will muss den Konflikt verstehen, der in mir fast jeden Moment brodelt. Das ist einfacher gesagt als getan, da ich ihn selbst nicht ganz verstehe- das Problem wird evident. Ich bin gefangen in der Balance zwischen „l’art pour l’art“ und unternehmerischem Geist. Schreibe ich für mich, Leser, die ich an einer Hand abzählen kann oder eine breite Masse, die mich vermutlich nicht versteht. Diese Polarität zieht sich durch mein gesamtes Leben, zumindest so lange, bis ich die Einheit der Dinge erkannt habe. Und jetzt kommt der Knackpunkt, das Ding, das es erst zu einem Konflikt oder einfach nur absurd macht: Ich nehme weder mich, noch diese Welt ernst. Ich merke, statt Macken aufzuzählen drifte ich in die Psychoanalyse ab.

3. Welche Götter verehrst du?(Künstler, die dich prägten, die du gerne liest oder empfehlen möchtest
„Hebe einen Stein auf und ich bin da. Spalte ein Stück Holz und Du wirst mich finden.“ Die Götter, die ich ehre sind überall. Die größte Prägung erfuhren meine Literatur und ich durch die Geschichten, die Douglas Adams, Mark Twain, H.P Lovecraft und Terry Pratchett dieser Welt hinterlassen haben. Diese Meister finden sich in jedem Text und jeder absurden Übertreibung, die ich setze wieder.

 

Und nun, zeige dich!

 

Die Nekolaumischen Dialoge

Lange Leseprobe
Der erste Dialog

Eine Stupsnase, auf der sich Sommersprossen dicht nebeneinander reihen. Hohe Wangenknochen, die auf Grund der Deckenbeleuchtung einen leichten Schatten werfen. Grüne Augen, die von dunklen Ringen der Nacht gezeichnet sind und deren Tiefe unendlich scheint.
»Mutter.«
Es ist kein Gedanke, kein Wort sondern ein Gefühl, das dem trägen, schläfrigen Körper Kraft gibt. Genug Kraft, um mit einer winzigen Hand einen Finger zu umklammern. Die erste Berührung verleiht der neuen, lichtdurchfluteten Welt plötzlich Bedeutung und drängt die Erinnerung an die Finsternis, an den Zustand vor der Existenz in Vergessenheit.
»Sieh an wie stark Du schon bist. Mit jedem Tag wird es mehr. Und irgendwann kann Dich nichts mehr aufhalten. Da bin ich mir sicher.«
Zuversicht macht sich breit und gibt Hoffnung, dass die Welt, in die es gerade geboren wurde nichts als Liebe bereithält. Ein Leben voller Licht, das gerade groß genug für diese eine Berührung ist. Mehr braucht es auch nicht. Denn durch das Aufeinandertreffen in diesem Raum wird das Leben erst greifbar. Diese unvorstellbare Existenz, die gerade erst beginnt seinen Lauf zu nehmen. Doch dieser Gedanke, sowie alle die folgen, liegt noch in weiter Zukunft, die jetzt nicht wichtig ist.

»Du brauchst einen Namen. Dein Vater und ich haben entschieden zu warten, bis Du da bist.«
Die Augen gewöhnen sich langsam an das Licht. Mit jedem Moment tritt es mehr und mehr an die Stelle der Finsternis, bis die Dunkelheit fremd ist. Die Interwalle aus hell und dunkel, die von schweren Lidern hervorgerufen werden dienen als einzige Zeugen an ein Leben in Schatten. Die neue Welt scheint ein ständiger Wechsel zu sein, als stünde alles in Vibration. Geräusche gefolgt von Stille, Druck gefolgt von Erleichterung. Zwei Seiten, die sich abwechseln. Noch ist es evident. Doch wie das gleißende Licht wird auch die Welle verschwinden, gewöhnt man sich erst an sie.
»Ein Name muss gut überlegt sein, schließlich wird er dich Dein gesamtes Leben über begleiten und formen.«
Das Lächeln erstirbt und kräuselt sich. Die Luft brennt in kleinen Flügeln, die sich nun schneller ausdehnen und zusammenziehen- jetzt, da das Zentrum der Welt vergangen ist. Ein Schrei wird geäußert, der von Trauer und Panik spricht und zum ersten Mal im eigenen Kopf widerklingt. Die Sicht ist getrübt und der Geschmack von Salz sticht winzige Lippen, die zum ersten Mal schmecken. Doch ist es nicht von Dauer, nichts ist von Dauer.
»Sssch. Nicht weinen, alles ist gut.«
Die Welt kehrt zurück, wippt vorsichtig auf und ab und scheint im Reinen. Das Lächeln ist breit und vertreibt Trauer und Panik. Der Griff um den Finger wird stärker, als wollte er das Leben an sich reißen auf dass es sich nie wieder ändert. Eine sanfte Stimme, die nicht spricht, löst ein Gefühl der Geborgenheit aus und rhythmisches Auf und Nieder lallen den schwachen Körper in einen Schlummer. Die Finsternis kehrt zurück wirkt neu und befremdlich, doch ist sie zu müde, um interessant zu wirken.
»So ist es brav. Ich glaube, ich schließe mich an. Du hast mich ja ganz schön auf Trab gehalten.«
Der erste Traum ist wirr und zeigt Bilder, an die es sich nicht erinnern kann und selbst wenn, wären sie mit dieser neuen Existenz nicht konform. Das meiste ist leer oder wirkt leer. Was vor dem Anfang war kennt das Ego nicht, versteht es nicht. Also wird es zu Nichts. Nicht Schatten, nicht Bilder, nicht Weiß, nicht Schwarz- Nichts. Eine gängige Erklärung; es träumt nicht. Und doch regt sich etwas in der Welt des Hypnos, das nur der Gott des Schlafes zu erkennen mag.
»Entschuldige, hab ich Dich geweckt?«
»Ja«
Eine neue Stimme, ein ähnliches Gefühl. Die Welt wird um ein Lächeln breiter. Diesmal ist es rauer, tiefer doch zeugt es von derselben Liebe. Kanten und Schatten zeichnen das Gesicht, in dem dunkle Augen und ein schmaler Mund liegen. Der Bariton des Lachens wird zu einem Fels in der Welt, an dem alles zerschlägt, was sich ihm in den Weg stellt.
»Vater«
Er vollendet die Vibration der Mutter und lässt die Welt ganz werden. Geborgenheit und Schutz treffen aufeinander. Die Einheit ist neu und fremd doch allgegenwärtig, wie ein Gesetz aus dem sich das Leben zusammensetzt. Er beugt sich hinunter und küsst das neue Gesicht, eine Stirn in Falten, das andere im Licht. Die zweite Berührung, die Existenz wird durch Zuneigung komplett. Und die Welt wird um ein drittes Lächeln breiter.
»Nathan.«

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