Meine Wirklichkeit, die Wirklichkeit der Welt, die Wirklichkeit des einzelnen
Wir leben alle in unserer eigenen Wirklichkeit, die umhüllt wird von der Wirklichkeit der Welt. Was ist wirklich und was ist Täuschung? Wer sind wir wirklich und wer glauben wir zu sein und wer wollen wir sein? Alle diese Fragen gehören in eine andere Art der Wirklichkeit. Jede Form dieses/unseren Ichs lebt für sich in einer anderen und ganz eigenen Welt. Manchmal springen wir hin und her. Mal sind wir morgens die liebende Mutter, die ihre Kinder in die Schule bringt oder die liebende Freundin, die die Wäsche macht , dann stehen wir abends vor einem großen Publikum und rocken als singende Rockröhre die Bühne. Wir sind beides und das auch zur gleichen Zeit, obwohl wir das nicht mal bewusst wahrnehmen. Soweit funktioniert das ganz gut und wir können unterscheiden, was gerade aktuell ist und welche Rolle gerade von uns verlangt wird. Beide Rollen gehören hierbei zusammen, sollten uns gleichermaßen ausfüllen und gleichermaßen glücklich machen.
Unangenehm wird es, wenn wir nicht glücklich sind in einer Rolle. Wenn wir die liebende Freundin nicht gerne sind, sondern lieber ganz die Rockröhre wären. Wenn wir uns hinwegträumen von dem Leben, was wir gerade haben, in ein Leben, welches wir nicht haben, aber uns sehnlichst wünschen. Gegen Träume, Wünsche und Visionen spricht nichts, aber wenn uns unser eigenes Leben nicht glücklich macht, dann machen wir was falsch und dann haben wir ein Problem. Es wäre leicht gesagt: Dann ändere es! Ist nicht immer so schnell umzusetzen, aber sein Leben zu verträumen ist noch schlimmer, als etwas zu versuchen und ein Fiasko zu riskieren. Je länger wir uns selbst in ein Gefängnis des Unglücklichseins pressen und einen Traum nur träumen, umso härter ist das Erwachen und das Erwachen kommt eines Tages! Dann stellen wir fest, dass wir unsere besten Jahre hinter uns haben, in einer Situation festhängen, die wir hassen, einem Job nachgehen, den wir nicht wirklich mögen, eine Beziehung führen mit einem Menschen, mit dem wir eigentlich keine Beziehung führen möchten oder sogar ungewollt Single und ganz alleine sind. Was ist unser Traum dann noch wert? Solche Dinge und ein derartiges Erwachen passieren immer wieder. Ganz hart formuliert sage ich mal: Dann ist man selbst schuld, denn dem könnte man entgehen, wenn man handelt. Dazu gehört zwar Mut und Risikobereitschaft, aber es führt ein Weg hinaus.
Ganz anders sieht es aus, wenn wir in einer Wirklichkeit leben, die keine Wirklichkeit ist, selbst wenn sie in unserem Kopf wirklich erscheint. Hierbei geht es um die Wirklichkeit unserer Psyche. Hierbei gaukelt uns unsere Psyche eine Wirklichkeit vor, die weder liebende Freundin, noch Rockröhre ist, sondern nichts davon und beides zugleich. Dann wollen wir Wäsche waschen auf der Bühne und tanzen den Moonwalk auf einer Balustrade im fünfzehnten Stock. Eine psychische Erkrankung ist etwas wofür wir nichts können. Wir suchen uns das nicht aus, es geschieht. Ein ungelebtes Leben ist eine freie Entscheidung. Eine psychische Erkrankung ist ein Problem. Ein Leben nicht zu leben ist ein Vergehen. Bevor wir also das nächste Mal einen Menschen mit einem psychischen Problem ablehnen, abstempeln, stigmatisieren und für verrückt erklären, sollten wir kurz in uns gehen und nachdenken. Für die Steine, die uns im Laufe unseres Lebens in den Weg gelegt werden können wir nichts, aber für die Steine, die wir uns selbst in den Weg legen, sind wir selbst verantwortlich.
Das, was Du über Menschen mit psychischen Problemen geschrieben hast, ist mir sehr nahe gegangen. Es gibt nur Wenige, die für solche Menschen einen Blick haben und ein Gefühl, die diese nicht gleich in Schubladen packen oder gar stigmatisieren. Noch weniger haben soviel Empathie und Geduld, wie sie diese Menschen brauchen. Ja brauchen, obwohl sie sich selbst am meisten schämen, dessen so bedürftig zu sein. –
Denn viele Menschen mit psychischen Peoblemen bzw. Erkrankungen wissen, dass und wie schwer es für ihre Mitmenschen ist, sie auszuhalten, sich ihnen gar zuzuwenden oder bei ihnen zu bleiben. Sie halten es ja selbst schon so schwer mit sich aus.
Bei denen das so ist, bei denen ist es sehr schwer mit der Verwirklichung ihrer Träume, die oft gar keine so großen sind.Das hat viel mehr mit Tragik als mit Schuld zu tun.
Viele, sehr liebe Grüße an Dich, liebe Mia!
Lieber Sternenfluesterer, entschuldige die späte Antwort:-( Hier herrscht gerade Chaos, aber ich hoffe, dass die Ruhe bald wiederkommt.
Die Stigmatisierung ist grausam und nicht nur den Menschen selbst gegenüber, sondern auch der Familie und den Freunden gegenüber. Es fehlt an Aufklärung und ich werde in der nächsten Zeit noch einiges zu diesem Thema schreiben. Es ist vielleicht nicht viel, aber meine Stimme kann ich nutzen, um zu sagen, was ich sagen möchte. Das Tragische sind nämlich nicht die Leute, die es betrifft, sondern viele Pinsel um diese Menschen herum und entschuldige meine Wortwahl, aber dieses Thema ist mir einfach gerade so nahe und ich kriege gerade so viel mit, da platzt einem eben auch mal die Hutschnur:-(
Ich grüße dich ganz lieb und freue mich wieder von dir zu lesen:-)
Richtig gut geschrieben! Stimmt, ein Leben nicht zu leben ist ein Vergehen, vielmehr sogar ein Verbrechen. Manchmal kann aber das Wegräumen von Steinen fast eine Ewigkeit dauern. Wenn man dann niemandem/ Dritten ungerecht weh tun will, nimmt man vielleicht einige Verzögerungen in Kauf. Beste Wünsche für ein schönes, erholsames Wochenende! Liebe Grüße Michael
Lieber Michael, entschuldige die späte Antwort:-( Hier herrscht gerade Chaos, aber ich hoffe, dass die Ruhe bald wiederkommt. Verzögerungen sind in Ordnung, aber besser später am Lebensziel ankommen, als gar nicht:-) In diesem Sinne einen schönen Abend für dich:-)