The Beginning

Ich begrüße euch am heutigen Mittwoch und es geht heute Abend weiter mit meiner Antistigma Initiative Feel_me


Ich möchte heute einfach aus dem Schatten treten und mit meiner persönlichen Krankheitsgeschichte beginnen.

Wie bereits erwähnt sind meine drei Hauptthemen, die mich mein Leben über begleitet haben:
-Essstörungen, direkt die Bulimie
-Depressionen
-Hypersensibilität

 
Diese drei großen Themen haben jedoch auch ihre Unterpunkte, wie Angststörungen, Medikamentenabusus, selbstverletztendes Verhalten in verschiedenen Ausführungen, Anorexie, Dyssomnien.

 
Wenn ich diese Aufzählung hier so tätige, dann komme ich bereits zur ersten Stigmatisierung meiner Person.
Es gibt einige, die dann denken, dass ich wohl eine ganz schlimme Kindheit hatte oder ein furchtbares Trauma erlitten habe.
Weder das eine, noch das andere ist der Fall gewesen. Ich hatte eine ganz normale Kindheit. Ich war sogar ein sehr fröhliches Kind. Es gibt also NICHT DEN AUSLÖSER.
Es ist falsch anzunehmen, dass Menschen, die psychische Probleme haben ein furchtbares Leben gelebt haben oder ein unaufgearbeitetes Trauma haben.
Das kann so sein, aber es muss nicht so sein. Bei mir war das jedenfalls nicht der Fall. Es war ein Entwicklungsprozess und ich entwickelte mich eben in diese Richtung. Ich gehe aber auf ein paar Punkte aus meiner Kindheit ein, denn sie waren wichtig für diese Entwicklungsreise.

 
Der zweite Punkt, dem ich oft auch ausgesetzt bin, ist der, dass viele Menschen, wenn sie meine Geschichte hören, dann auch denken:
Du bereust sicher vieles in deinem Leben.
Auch das ist nicht der Fall. Ich liebe mein Leben!

 

 

Es gab unschöne Szenen, hässliche Zustände und es gab viel Leid, aber ich bereue nichts. Ich würde mein Leben genauso noch einmal leben wollen.
Meine Vergangenheit ist nichts, wofür ich mich schäme oder gar schämen müsste. Das ist mein Leben. Ich bin heute glücklich. Ich durfte Erfahrungen machen, die zwar nicht besonders angenehm waren, aber sie haben mich zu diesem Menschen gemacht, der ich heute bin, der hier nun schreibt und seine Geschichte erzählt und auf einen Weg zurückblicken darf, der voller Erfahrungen, aber auch voller Wunder ist.

 

 

Ich habe mir dieses Schicksal nicht bewusst ausgesucht, aber es war nun mal mein Weg, den ich zu gehen hatte und ich bin ihn gegangen.
Den Stempel REUE will ich mir also auch nicht aufdrücken lassen.

 
Was ich auch nicht möchte ist Mitleid, denn das brauche ich nicht.
Ich bin auch nicht abgestumpft oder hart geworden, wie ich es auch schon häufig gehört habe. Ich habe einfach nur andere Prioritäten als andere Menschen.
Geld und Statussymbole sind mir eben nicht so wichtig, wie eine durchgeschlafene Nacht oder eine Mahlzeit, die ich wirklich genießen kann.

 
Was ich auch nicht hören mag und da bin ich tatsächlich sehr eigen:
Das hast du großartig gemacht. Das ist wirklich beeindruckend.

 
Stigmatisierung gibt es in zwei Varianten:
1. negative Stigmatisierung
2. positive Stigmatisierung

 
Was meine ich mit positiver Stigmatisierung?

 
Ich mag es einfach nicht, wenn man mir auf die Schulter klopft und mir sagt, dass ich das alles so wunderbar gemacht habe und wie ich mich da durchgekämpft habe und was das für ein leidvoller Weg war, auf den ich so stolz sein kann.
Es tut mir aufrichtigst leid, dass ich das sagen muss, aber ich gehöre nicht zu den Menschen, die eine Essstörung besiegt haben und sich nun auf die Schulter klopfen lassen oder sich selbst beweihräuchern. Ich poste keine Vorher-Nachher Bilder und gehe damit auch nicht hausieren. Das gibt es bei mir einfach nicht.
Es liegt nicht daran, dass ich etwas zu verbergen habe oder mich dem nicht aussetzen möchte. Hätte ich sonst diese Seite ins Leben gerufen?
Es liegt einfach daran, dass ich die Meinung vertrete, dass mir niemand Respekt oder gar Bewunderung entgegenbringen sollte, nur weil ich mich für mein Leben entschieden habe. Nur weil ich mich dafür entschieden habe, mein Leben zu leben.
Ich habe es für mich gemacht.

 
Zudem habe ich noch eine Erfahrung diesbezüglich gemacht:
Durch Instagram und Co. wird viel nach außen getragen, auch im Bezug auf Essstörungen. Das mag jeder für sich entscheiden. Jeder darf Vorher-Nachher Bilder posten und sein Leben feiern und es präsentieren, aber ich möchte das nicht. Meine Essstörung ist etwas, was ich mein restliches Leben mit mir herumtragen werde. Ich bin augenblicklich symptomfrei, aber ich kenne meine Zukunft nicht. Ich hatte dieses Thema auch schon auf meinem Blog und ich wurde vielmals von jungen Frauen angeschrieben, wie ich das geschafft habe, denn sie schaffen es nicht, leiden, kämpfen…Diese jungen Frauen setzen sich selbst unter diesen Druck, dass sie das auch unbedingt schaffen müssen und durch das Präsentieren eines schönen Jetzt-Zustandes fühlen sie sich nur noch mehr unter Druck gesetzt. Ich möchte nicht der Grund dafür sein.

 

 

Deswegen sage ich an dieser Stelle auch:
Symptomfrei bedeutet für mich:
1. ich esse regelmäßig, aber ich beschäftige mich nach wie vor sehr mit dem Thema Essen, gesunde Ernährung
2. ich treibe viel Sport, nicht uviel, aber regelmäßig
3. ich habe nach wie vor kein Sättigungsgefühl, also esse ich viel nach Augenmaß
4. als Folgeerscheinung meiner Essstörung habe ich eine chronische Magenschleimhautentzündung und nehme jeden Morgen ein Magenmedikament
5. aufgrund dieser Tatsache muss ich auf verschiedene Lebensmittel verzichten
6. schnelles Zunehmen triggert mich nach wie vor
Hier seht ihr nun meinen momentanen IST-Zustand.
Demnächst dann wieder mehr und nun wünsche ich euch noch eine schöne Zeit:-)
Bis dahin…;-)
Mia

4 Gedanken zu „The Beginning

  1. Lob oder Kritik oder eine Art von Stigmatisierung? Hm, oder eine Meinung?

    Das Leben ist mitunter nicht einfach und so mancher hat sein Kreuz zu tragen und das was man geschafft hat oder weiterhin meistert, ist kein Grund sich dafür zu schämen.

    Wie auch immer, lebe Dein Leben… 🍀

    1. Ich schäme mich nicht, denn es gibt keinen Grund sich zu schämen:-)
      Es ist wohl alles ein wenig, aber was ich genau meine ist ein Stempel, nämlich der der Überlebenden. Das mag ich auch sein, aber dadurch bin ich auch nicht besser als andere.
      Manch einer hatte mir das eben auch schon vorgeworfen, ob ich mich denn eben als was Besseres empfinden würde, weil ich diesen steinigen Weg gegangen bin, weil das angeblich viele denken würde, wenn sie eine derartige Krise bewältigt haben.
      Nein, das tue ich eben nicht:-)

      1. Bei dir weiß ich das doch:-) Da bin ich mir sicher:-)
        Ist wohl eine gesunde Mischung und eben speziell auch auf meinen besagten Fall bezogen:-)

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