Montagslyriker Runde 6-ungeschönte Wahrheiten&Scherbentränen

Ich begrüße euch am heutigen Montag und hier geht es weiter mit der 6. Runde der Montagslyriker:-)

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Mein werter Kollege MATTHIAS Breimann und ich stehen schon bereit und werden euch durch den Abend begleiten.
Heute dürfen wir eine männliche Stimme begrüßen und ich freue mich sehr, dass er den Weg auf unsere Bühne gefunden hat. Eigentlich genießt er lieber die Stille und bevorzugt den Rückzug.
Heute Abend spricht er wahrlich durch seine Lyrik und mit seiner Lyrik.
Er wechselt nicht viele Worte, aber wieso auch zwangsläufig sprechen, wenn mann;-) auch schreiben kann:-)
Und seine Worte haben es in sich!
Hier wird nichts gefiltert oder in Blumenpapier gekleidet. Wir dürfen uns auf die Wahrheit freuen, ganz rein, ungeschönt und ehrlich.
Direktes Gefühl, dass aus dem Dichterherz, durch die Schreibhand in uns dringt.
Heute haben wir das Leben mit den Facetten weiß, grau, schwarz und ins Schwarze trifft er mit seinen Worten, denn Ehrlichkeit währt immer am Längsten.
Heute gibt es die Wahrheit-gedankensplitternackt und in seinem Fall ist die Wahrheit nicht nur die Wahrheit alleine, sondern geht noch ein Stück tiefer.
Wir begrüßen ganz herzlich, den Autor von Scherbentränen:
Jens Wolf

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1. Nenne den Schmerz beim Namen: wer ist der Dämon, der dich zum Schreiben verführte?
Mein Dämon sind die Gene. Ich hatte schon immer das Verlangen zu schreiben. So gab es diverse Phasen. Die jetzige Phase hält seit 2001 an. Und begann mit dem Text „Wollt ihr mich töten“.
2. Wer Dich kennenlernen will, muss wissen:
Der sollte keine Erwartungen haben. Bin doch eher distanziert was meine Umwelt mit ihren Menschen angeht. Bin eher ein Inmich der aber gelernt hat im sozialem Tümpel zu funktionieren.
3. Welche Götter verehrst Du? (Künstler, die Dich prägten)
August Stramm, Antonin Artaud, Samuel Beckett, Jim Thompson, Arno Schmidt.
Usw., usf.
4. Was tust Du, um dein Werk bekannt zu machen?
Internet, 2007 mal ein Buch eine Lesung gab es auch mal. Aber viel, viel früher.
Ausschließlich bemühe ich das Internet. 2007 gab es mal ein Buch von mir (Scherbentränen) und noch viel früher auch mal Lesungen. Bzw., ich ließ lesen.
5. Zeige dich……..
Das Gesichtsfragment ist alles was ich zeigen kann. Es kann sich jeder seinen eigenen Golem bauen.

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Wollt Ihr mich töten?

Blut
und roter Wein
ergießen sich
aus meinem hohlen Körper.
Galgenlust
brüllt aus dem Organ
was einst mein Schädel war.
ICH
stehe
auf einem Berg.
Berg aus Schädeln.
Golgatha.
Brülle in die Tiefe
in das Nichts
was meine Gegenwart ist.

Wollt Ihr mich töten?
so tötet mich
ich lebe nicht mehr
auf dieser Welt.

Schere trägt Kopf

Die Schere
trägt den Kopf.
Schleifen
winden sich
durch das Gehör.

Selbst
auf dem Block.
Nägel zieren
eine Stirn.
Wie im Rausch,
wie im Koma.

Stufen verstellt,
Rüstung verborgt.
In die Schlacht
mit wimmern.
Dem Tode
trotzen.
Seine Schergen
bleiben stumm.

Schere
trägt Kopf.
Selbstkontrolle
ohne Risiko.
Schere trägt
den Kopf.
Sag nicht alles
was
ich denke.

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Rabenträne

Ein Tag
und keine Nacht.
Formgewitter,
wie es stürzt.
Wie ein Regenbogen
ohne Farben.

Verzweiflung
ist die Tat.
Wird zur Tat
am letzten Tag.
Blinkt ein Messer
aus dem
schwarzem Samt.

Ganz weich
davon geglitten.
Trüber Himmel
ist das Fundament.
Nur dem Tag
fehlt
nicht die Nacht.

Es gilt
die Hoffnung nicht.
Rabenträne
glänzt auf Efeu.
Ein kleiner Tropfen
hüllt
die Erde ein.

LiebesGlück

Herz aus bleichen Knochen:
ich bete Dich an.
Meine Verlogenheit
ergießt sich in Deinem Blut.
Ich bin ein Sklave dieser Gesellschaft
habe die Tage gezählt
und die Nächte ertränkt.
Mein Lichtblick
ist der Blitz
in den Abgrund.

Dein Antlitz ist lähmendes Gift
bin zu feige
mich zu erheben,
mich zu ergeben!

Mein Herz
ist nicht in Deinen Augen
auch in Deinen Adern nicht.
Mein Herz
liegt verwirrt am Boden
wird getreten;
Deine Augen sehen es nicht!
Fundort Fleisch

Fundort Fleisch.
Gelbe Ströme ziehen
tiefe Furchen.
Eitrige Texturen
vor schwarzem Horizont.

Nachtvoll
sind die Adern.
Jede Faser ist
mit Sternenstaub durchwoben.
Tauben liegen
in ihren Federhaufen.
Im Fleische
ruht ein Gewinn.

Fundort Fleisch,
markiert
mit einem Haken.
Treue Funde
schimmeln
unter dem Mond.
Schlag für Schlag,
Knochen bewegen sich
in Richtung Freiheit.
Fundort Fleisch.
Knochen
werden ausgegraben.

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Hemmungslos

Herausgeschnitten
aus dem Leib der Rache.
Konsumiertes Ave Maria.
Hände im Himmel,
schleimiges Gekotze.
Die Drüsen
sprengen ihr Sekret,
blauer Schimmel
tropft aus der Wange.
Exodus der Kreaturen
auf dem Weg
ins Nirwana.

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Schlammgräber
saufen die Seuche ab.
Rivalen des Elends
vereinigt im Wahn.
Schneiden sich die Blase raus
um zu leben
für eine Welt
aus Verrat.

Mir ist kalt und elend,
schwitze Blut
aus allen Poren.
Bin nicht befähigt
einen Ausweg zu finden.
Alle Schritte
führen in die Sackgasse.
Veränderung
bringt immer das Negativ.
Geboren
um als Verlierer zu enden.
Ich bin der Schatten
in eurer gloriosen Zeit.
Das Finale
aus dem Tod gemolken,
hemmungslos
in der Agonie.

 

 

Gedichte-Buch/Jens Wolf

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6 Gedanken zu „Montagslyriker Runde 6-ungeschönte Wahrheiten&Scherbentränen

    1. Danke dir🙏😂
      Ja, ich bin auch ein großer Fan🖤Finde seine Gedichte ganz großartig. Spricht einfach für sich😎😉

  1. Auch mal teils drastische Worte können – lyrisch verfasst – sein. Aber nicht jeder hat vielleicht den Mut dazu.

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