Montagslyriker 7: Von Höhenflügen und tiefen Tälern

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Ich begrüße euch zu unserer weiteren Reise durch die Welt der Literatur und Lyrik. Wir befinden uns mittendrin in der siebten Runde der Montagslyriker und mein werter Kollege Matthias Breimann und ich stehen schon bereit und dürfen euch heute eine neue Heldin des Montags vorstellen.
Weibliche Klänge lassen wir heute erklingen, aber sie bringt nicht nur Licht und Glanz mit, sondern auch das Dunkle, das Unausgesprochene und eine Wahrheit, die nicht immer gefällt. Sie ist die Schattenjägerin, die auch den tiefsten Abgründen Worte schenkt und sich auch in die Gebiete vorwagt, die sonst in tiefster Dunkelheit begraben liegen.
Es sind die Gegensätze, die die Welt im Gleichgewicht halten und diese kleidet sie in Worte und verleiht selbst der Dunkelheit Farbe.
Das Wort selbst ist ihre Muse, sowie auch ihr Dämon und heute malt sie nur für uns ihre Buchstaben und lässt sie lyrisch tanzen.
Heute Abend dürfen wir ihr und ihren Worten lauschen:-)
Hier und heute:
Dagmar Olschewski

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Dagmar Olschewski Facebook

Das Schreiben selbst hat mich verführt. Die Worte sind meine Muse und manchmal auch meine Dämonen. Ich liebte sie schon immer, brachte sie zu Papier, seit ich in der Lage war, Buchstaben zu malen.
Doch das Leben hat seltsame Umwege hervorgebracht. Eine akademische Ausbildung ließ mich jahrzehntelang den Zauber der Sprache vergessen und brachte mich zum Analysieren und Interpretieren.
Tatsächlich wurde die Poesie in mir durch einen besonderen Menschen wieder wachgeküsst. Auch wenn er kein Märchenprinz war und nicht einmal die Qualitäten einer Muse trug, hat er dennoch durch sein Interesse an meiner Gedankenwelt den Zauber der Formulierungen neu zum Leben erweckt.
Der Mann verschwand, die Wirkung blieb. Indem ich meine Gedanken, Gefühle und Fantasien in Worte kleide, verstehe ich sie selbst viel besser, entstehen vor meinem inneren Auge immer neue Bilder von mir selbst, immer neue Welten eröffnen sich mir.

Was ich schreibe, bin immer ich. Nicht alles ist biographisch, doch alles entspricht meiner Wahrheit. Manches davon scheint skurril oder utopisch. Ich habe nicht den Anspruch, gefällig und liebreizend zu schreiben oder zu sein. Meine Texte handeln nicht von Sehnsucht oder dem Schmerz unerfüllter Liebe. Sie handeln von Licht und Schatten, von Höhenflügen und von tiefen Tälern. Ja, ich bin eine Schattenjägerin. Ich habe keine Angst davor, die dunkelsten Abgründe zu durchschreiten, den Finger in die Wunde zu legen, weder in meine noch in die der anderen. Aber ich tue das nicht aus Lust an der Qual. Sondern weil ich weiß, dass nur der Weg durch die Dunkelheit ins Licht führt. So schreibe ich und so lebe ich. Das ist es, wofür ich immer plädiere und was ich von denen einfordere, die mich kennen lernen wollen.
Ich bin sicher nicht leicht zu finden, lebe in der tiefsten Eifel auf einem einsamen Berg. Ohne Nachbarn, aber auf einem sehr lebendigen alten Hof, mit Familie, Freunden und Tieren. Fast immer wird irgendwo irgendetwas gewerkelt, brennt irgendwo ein Feuer, an dem gegessen, geredet oder getrunken wird. Ich brauche nicht den Luxus einer Zentralheizung oder des Kulturangebotes einer Stadt. Aber meine persönliche Freiheit ist für mich ein unverzichtbares Gut. Ich lasse mich nicht in eine Schublade stecken und tue das auch niemand anderem an.

So bin ich immer mit irgendetwas beschäftigt, sei es auch damit, einfach nur die stille Lebendigkeit der Natur zu genießen. Das Schreiben und Lesen findet mal mehr, mal weniger Raum in meinem Leben. Es gibt Phasen, da verschlinge ich jedes Buch, das in meine Nähe kommt. Dann wieder lese ich nicht einmal das, was ich selber schreibe. Literarische oder poetische Vorbilder habe ich nicht, mich inspirieren die Menschen, die mir begegnen und die Natur, die mich umgibt. Meine kleinen Texte schrieb ich anfangs nur für mich, bis ich begann, sie auf Facebook zu veröffentlichen. Erst überrascht, dann erfreut stellte ich fest, dass sie immer mehr Resonanz fanden. Momentan bin ich dabei, eine Sammlung meiner Gedanken zusammenzutragen, um daraus ein Büchlein zu machen. Andere Wege der Veröffentlichung bin ich bisher nicht gegangen, denn noch ist das Schreiben selbst für mich der größte Genuss. So findet man meine Texte bisher ausschließlich auf meiner Facebookseite.
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Dagmar Olschewski, Jahrgang 1970, studierte Geschichte und Kunstgeschichte und arbeitete in der historischen Forschung. Ihr Interesse galt insbesondere den psychischen Beweggründen des Menschen, seiner seelischen Größe und seinen inneren Abgründen.
Daneben entdeckte sie in der Malerei ihren ganz persönlichen Ausdruck und kombiniert in Bildern und Texten ihre Erfahrungen und Einsichten.
Dagmar Olschewski BOOK

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MENSCHLICHKEIT

Wir haben uns selbst eingepfercht in Käfige und sitzen unsere Lebenszeit ab wie Sträflinge, büßend für eine Schuld, die wir nicht einmal beim Namen nennen können.
Wir haben vergessen, dass wir selbst die Baumeister unserer Gefängnisse waren und es immer noch sind. Jeden Tag beginnen wir damit, den Schlüssel ins Schloss unserer Kerkertür zu stecken und uns einzuschließen in unsere Vorstellungen und Überzeugungen.
Am Ende jeder Nacht, die uns Träume von Glück und Freiheit schenkte, kehren wir zurück in unsere Zelle und vergessen unseren Traum.
Wir fühlen uns als Opfer unserer Umstände und merken nicht, wie wir sie selbst erschaffen.
Dabei ist unsere Kreativität grenzenlos. Sobald wir beginnen, aus den Mauern und Gitterstäben Wege und Brücken zu bauen, begegnen wir einander, können gemeinsam ein Paradies erschaffen. Für dich, für mich und für alle, die zu uns stoßen.

ROSAROT

Wenn dir jemand deine rosarote Brille aus dem Gesicht schlägt (denn freiwillig hättest Du sie nie abgenommen) siehst Du plötzlich, wie grau die Welt doch eigentlich ist. Nichts macht mehr Freude, nichts macht mehr Sinn. Und Du bemühst dich verzweifelt, sie wieder aufzusetzen, oder, wenn sie völlig zerstört ist, schnellstmöglich eine neue zu finden.
Aber die Welt ist nicht grau. Wenn du genau hinsiehst, wirst Du feststellen, dass auch das Grau nur ein Filter vor deinen Augen ist. Die Welt ist bunt. Dein Leben ist farbig, mit unendlich vielen Nuancen, kontrastreich, schillernd. Mal strahlend, mal sanft, mal dunkel, mal hell, aber immer vielfältig. Und jede Farbe gehört zu dir.
Schau dir diese Vielfalt genau an, bevor Du der Versuchung erliegst, wieder zur rosaroten Brille zu greifen.

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ERZÄHL MIR VOM MORGENGRAUEN…

Es wird dunkel. Die Nacht bricht über uns herein. Ich spüre schon die Schatten erwachen.
Bleib bei mir heute Nacht, damit die Dunkelheit mich nicht verschluckt, damit ich nicht verloren gehe in ihrer Schwärze.
Sprich zu mir vom Morgengrauen. Davon, dass auch diese Nacht vorüber geht. So war es schon immer und so wird es immer sein. Sag es mir.
Flüstere mir zu, wenn die Stille so lauthals schweigt, dass selbst meine Gedanken verstummen.
Erinnere mich an den Sonnenaufgang, wenn die mondlose Nacht alle meine Bilder verschlingt.
Erzähl mir von meinen Erinnerungen, wenn die Träume mir Wirklichkeit vorgaukeln.
Bleib bei mir. Mit dir wird auch diese Nacht ein Ende haben…

ERHEBE DICH

Wenn du merkst, dass du nicht hierher gehörst, lass nicht zu, dass die Welt einen Menschen aus dir macht, der in sie hineinpasst.
Wenn du spürst, dass du nicht dazu gehörst, lass nicht zu, dass andere dir ihre Meinung überstülpen.
Wenn du glaubst, dass du nicht hinein gehörst, lass nicht zu, dass dieses System dir seinen Glauben einimpft.
Du kennst deine innere Stimme. Sprich aus, was sie dir zuflüstert.
Du kennst deine Wahrheit. Handele nach ihrer Weisheit.
Erhebe dich aus dem Grau der Masse. Wenn du es wagst, der Welt zu zeigen, wer du wirklich bist, wirst du erkennen, du bist nicht allein. Wenn du aus dem Nebel der Anpassung hervortrittst, werden die an deine Seite kommen, die schon lange auf dich gewartet haben.

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LESEPROBE

5 Gedanken zu „Montagslyriker 7: Von Höhenflügen und tiefen Tälern

  1. Gedanken in Wörter gekleidet von einem freien Geist, inspirierend, wegweisend, fast schon therapierend und man möchte mehr und mehr an diesen Gedanken teilhaben.
    Vielen Dank dafür Dagmar.

  2. Hallo Dagmar, deine Textbeispiele machen neugierig und gefallen mir.
    Sehr kluge und tiegründige Zeilen, die uns darbietest. Vielen Dank dafür!

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