Montagslyriker 11:Marcus Pöttler_lyrisches Echo

Guten Tag an alle Kunstfreunde und Liebhaber der Künste.

Die Montagslyriker stehen bereit und wir freuen uns sehr, heute einen ganz besonderen Lyriker vorstellen zu dürfen. Bei ihm war es weder Schmerz noch das Leben, das ihn zum Schreiben verführte, sondern die Liebe zur Literatur selbst. Die Begeisterung für die Werke von Georg Trakl, Ingeborg Bachmann und Gottfried Benn sorgten dafür, dass er letztlich selbst zur Schreibfeder griff. Und seine Werke können wir mittlerweile nicht nur in Gedichtbänden lesen, er wurde sogar schon mit lyrischen Preisen geehrt. 

Bekanntlich hat Lyrik viele Gesichter. Seine Erkennungsmerkmale sind die kurze Form, das Zusammenspiel der Worte und der große Raum für Interpretationen. Es ist kaum möglich, sich nicht in einem seiner Gedichte wiederzufinden. Sprechen sie doch so viele an. Vielleicht liegt es daran, dass der Lyriker selbst in seinen Gedichten alles sagt, was er über sich sagen möchte. Nur eben in lyrischer Sprache. Alles, was wir über ihn wissen möchten, erfahren wir in seinen Gedichten. 

Bei ihm finden wir Lyrik auf hohem Niveau. Lyrik, die bewegt, berührt, zum Nachdenken anregt, inspiriert und die man einfach nicht mehr aus der Hand legen kann. 

Kaum verwunderlich, dass er bereits folgende Auszeichnungen erhalten hat: 

  • 2005 Literaturförderungspreis der Stadt Graz
  • 2007 Literaturpreis der Steiermärkischen Sparkasse
  • 2009 1. Preis beim 7. Feldkircher Lyrikpreis
  • 2010 Literaturstipendium des Landes Steiermark
  • 2011 Lietraturpreis der Akademie Graz 1. Preis 

Diesen Lyriker sollte man kennen und man wird seine Werke lieben, sofern man wahre Lyrik liebt. Und vielleicht macht es ihn umso sympathischer, dass er sein Talent, seine Gabe und Fähigkeit gar nicht an die große Glocke hängt. Selbstdarstellung? Fehlanzeige. Er macht das, was Lyriker tun. Er schreibt und das fantastisch. 

Vielen Dank, dass du heute deine Worte mit uns teilst. Und herzlich willkommen: Marcus Pötller.

Marcus Pöttler Instagram

  1. Nenne den Schmerz beim Namen. Wer ist der Dämon, der dich zur Kunst verführte?

(Der Mensch, die Muse, das Unglück)

Weder ein Dämon noch irgendein Schmerz haben mich zur Kunst verführt, sondern die Liebe zur Literatur hat mich zum Schreiben gebracht. Schon in meiner Kindheit und Jugend bin ich ein begeisterter Leser gewesen, der ein Buch nach dem anderen verschlungen hat. Irgendwann habe ich dann die Gedichte von Georg Trakl, Ingeborg Bachmann und Gottfried Benn entdeckt. Diese Art von Lyrik hatte ich bis dahin nicht gekannt und ich wurde davon sofort in ihren Bann gezogen. Die kurze Form, das Spiel mit der Sprache und die Möglichkeit, mit wenigen Zeilen ganze Bilderwelten erschaffen zu können, war für mich derart faszinierend, dass ich begonnen habe eigene Gedichte zu schreiben.

  1. Wer dich kennenlernen will, muss wissen, dass du …

(Erzähl uns von deinen Macken, schlechten und guten Eigenschaften, von deinen dunklen Geheimnissen)

nicht gerne von dir selbst erzählst.

Wer etwas über mich erfahren möchte, sollte meine Gedichte lesen. Alles, was ich über mich preisgeben möchte, ist in diesen Texten enthalten.

  1. Welche Götter verehrst du?

(Künstler, die dich prägten, die du gerne liest oder empfehlen möchtest.)

Künstler als Götter zu verehren, davon halte ich nichts. Es gibt aber Kunstwerke, die für mich hoch aufragende Monumente sind, kreative Leuchtfeuer, die ich bewundere und die für mein künstlerisches Schaffen richtungsweisend sind. Dazu gehören zum Beispiel die Gedichte von Ingeborg Bachmann und Friederike Mayröcker, “Ulysses” von James Joyce, “Die letzte Welt” von Christoph Ransmayr und “Omeros” von Derek Walcott.

  1. Was tust du, um dein Werk bekannt zu machen?

(Lesungen, Poetry-Slam, Veröffentlichen in Zeitschriften, Büchern, Internet, Ausstellungen. Radio, TV, usw.)

Ich versuche kontinuierlich an neuen Gedichten zu schreiben und alle paar Jahre einen Gedichtband in einem Verlag zu veröffentlichen. In den Zeiten dazwischen, bemühe ich mich um regelmäßige Publikationen in Literaturzeitschriften, Lesungen gibt es auch immer wieder, ebenso wie Literaturstipendien und Preise. Von den Sozialen Netzwerken nutze ich lediglich Instagram @marcuspoettler, um mich ein wenig zu vernetzen und Werbung in eigener Sache zu machen.

  1. Und nun, zeige dich!

(Mit bis zu zehn charakteristischen Werken, die du uns vorstellen magst. Mit einem Bild von dir? )

Ich möchte mich mit meinem Gedichtband „Echos“ vorstellen, der 2021 im Limbus Verlag erschienen ist. Die Gedichte in diesem Buch sind sehr persönliche Texte, sie drehen sich um die Liebe und sind meiner Frau Irene gewidmet.

 

Amazon

 

am Anfang waren wir

 

verdreht man das Universum,

faltet die Fantasie seine Ränder

und ordnet die Elemente neu

die Leere füllt sich mit Fabelwesen,

wie an jenem Fliedertag im April

wir geben der Liebe ihren Raum,

vom Mittelpunkt des Schwärmens aus

expandieren wir in die Vollständigkeit

(aus: Echos. Gedichte, Limbus Verlag, 2021)

 

Himmel, hellster Planet

in jeder Jahreszeit bricht zumindest

eine Dämmerung über die Baumkronen,

die dunkelrot alles überwuchert,

das Einschlafen, das Aufwachen,

die scheuenden Träume dazwischen

wir drehen uns unruhig um

die eigenen Achsen, streichen

uns die Wogen glatt, das knittrige

Ziffernblatt, die Fingerspitzen

entlang der Schläfen, der Wangen

langsam durchwandert ein Strahlen

uns, das selbst Venus erblassen lässt

(aus: Echos. Gedichte, Limbus Verlag, 2021)

 

Summenformel

 

du hast dir weit über jede Jahreszeit

hinaus deine Sonne bewahrt,

dein Erglühen entzieht der Welt

das Erschöpfende, das Dröhnende

still im Inneren vernehmen wir

das leise Summen der Sternenweite

und stimmen Stirn an Stirn mit ein

(aus: Echos. Gedichte, Limbus Verlag, 2021)

 

weißes Papier, Zimt, Zeitlosigkeit

 

ich bin, ich bin nichts, ich bin

der Sekundenzeiger deiner Rätseluhr,

ein Tropfen bestäubten Milchschaums,

das versteckte Morgen im Rückwärts,

du bist, du bist nichts, du bist

der Seidenbaum im Schlossgarten,

eine leise gesummte Sommermelodie,

mein eingeschriebenes Textfragment,

wir sind, wir sind nichts, wir sind

weißes Papier, Zimt, Zeitlosigkeit

(aus: Echos. Gedichte, Limbus Verlag, 2021)

 

Weitere Gedichtbände von Marcus Pöttler:

  • fallen. gedichte. Leykam Verlag, Graz 2007, ISBN 978-3-7011-7591-8
  • schilderung der einzelheiten. gedichte. Leykam Verlag, Graz 2012, ISBN 978-3-7011-7794-3 
  • noctarium: gedichte. edition keiper, Graz 2013, ISBN 978-3-902901-25-5

 

Ein Gedanke zu „Montagslyriker 11:Marcus Pöttler_lyrisches Echo

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.