Hallo an alle Kunstfreunde und Liebhaber der Künste!
Es ist Montag und das heißt, dass die #montagslyriker wieder am Start sind. Und mein werter Kollege Matthias Breimann hat dafür extra seinen Urlaub unterbrochen, um heute Abend unseren nächsten Montagshelden vorzustellen. Und dieser ist ein wirklich faszinierender Mensch, dem das Leben nicht immer die besten Karten ausgespielt hat. Ein schweres Verhältnis zu seinem Vater, eine Krebserkrankung-dies finden wir alles in seiner Biografie. Und es sind alles Gründe, die ihn zum Schreiben gebracht haben und noch bringen. Das war allerdings nicht durchgehend so. Lange Zeit hielt er sich fern vom Schreiben. Das Leben funkte dazwischen. Bis er mit 39 seine Muse kennenlernte und wieder zum Schreibstift griff. Sie ermutigte ihn, inspirierte ihn, gab seinen Worten eine Bühne und ist Publikum zugleich. Und darüber freuen wir uns sehr, denn seine Werke sind voller Gefühl. Er bringt die Dinge auf den Punkt, scheut sich nicht davor in tiefe Emotionen einzutauchen und hat thematisch allerlei zu bieten. Seine größte Stärke ist das Zuhören. Und ich denke, das ist eine der größten Stärken, die ein Mensch mitbringen kann. Denn in einer Zeit, in der viele am liebsten nur über sich selbst reden, sind echte Zuhörer eine wahre Rarität.
Inspiriert von George Orwells Roman 1984 und dessen Hauptfigur, hat er sich genau dieses Pseudonym gegeben und genau an dieser Stellen wissen wir jetzt alle, welchen Montagshelden wir heute auf unserer Bühne begrüßen dürfen. Ein herzliches Dankeschön, dass du uns heute den Abend versüßt und herzlich willkommen bei den Montagslyrikern:
Winston Smith
Nenne den Schmerz beim Namen. Wer ist der Dämon, der dich zur Kunst verführte?
Im zarten Alter von 16 Jahren war mein familiäres Umfeld und ein wenig später die Wende ein starker Auslöser für mich, meine Gedanken und Gefühle zu Papier zu bringen. Insbesondere das zerrüttete Verhältnis zu meinem Vater, seines Zeichens Gefangener seiner Alkoholsucht, löste in mir das Bedürfnis aus, alles mit eigenen Worten versuchen zu verstehen und zu verarbeiten.
Mit 20 Jahren hatte mich der Gesellschaftstrott im Griff und ich hörte auf zu schreiben. Bis meine Muse in mein Leben trat, mit 39 Jahren. Sie ermutigte mich, inspirierte mich, gab meinen Worten eine Bühne und Publikum zugleich.
Letztes Jahr wurde ich dann von einer schweren Krebserkrankung getroffen. Die Behandlung und ihre Nebenwirkungen trafen mich im Innersten, und ließen mich um so mehr darum kämpfen, das Unbegreifliche zu begreifen. Worte sind und waren für mich immer ein Begleiter. Und es gibt aus meiner Sicht nichts, was einen therapeutischeren Zweck hätte.
Wer dich kennenlernen will, muss wissen, dass du …
…ich grundsätzlich ein Lehrerkind war, meine Mitmenschen können ein Lied davon singen. 21 Jahre Gastronomie machten aus mir einen extravertierten, offenen, kommunikativen Erwachsenen. Meine Krankheit relativierte ganz viel, wenn man 11 Monate nicht sprechen kann (physiologisch), lernt man, anders zu kommunizieren. Ich bin also stiller geworden. Meine größte Schwäche ist es, gut reden zu können. Denn das ließ mich durchs Leben hüpfen, ohne nachdenken zu müssen. Meine größte Stärke ist es jetzt, zuzuhören und wenig zu reden.
Welche Götter verehrst du?
An erster Stelle sehe ich ganz klar George Orwell. Sein Roman 1984 mit der Hauptfigur Winston Smith war auch der Namensgeber meines Instagram -Accounts. Aldous Huxley und E.A.Poe reihen sich nahtlos ein. Filmtechnisch ist David Fincher (Fight Club) mein Favorit. Seine Sicht auf die Gesellschaft ist eine große Inspiration für mich. R.E.M. war und ist die Band, die mich seit 26 Jahren mal mehr, mal weniger begleitet. Musik generell macht viel mit mir. Independent Künstler aus den 90ern und 2000ern prägen mein Denken und Schreiben. Die romantisierende Darstellung von Drama, Trauer und Lebenshürden beflügelt meinen Geist.
Was tust du, um dein Werk bekannt zu machen?
Im Moment ist Instagram meine einzig öffentliche “Bühne”, auf der ich mich lyrisch austobe. Geplant ist aber, im Sinne einer Herzensangelegenheit, ein Buch, welches als Tagebuch während dem letzten Jahr entstand. Gedichtbände und andere Ideen schwirren im Raum, sind aber noch nicht wirklich spruchreif.
Meine Hochachtung vor den Menschen und dem Schreiberling in ihm.
Liebe Grüße
Olga