Vor exakt einer Woche haben wir die Support-Gemeinschaft Support Your Local Bands vorgestellt. Heute möchten wir uns gerne mit dem Head of SYLB befassen.
Mit dem Mann, der hinter allem steht, mit dem stillen Beobachter im Hintergrund. Heute lassen wir ihn mal nicht still sein, wir lassen ihn selbst zu Wort kommen. Dabei soll es sicher auch um sein Projekt Support Your Local Bands gehen und um die Hintergründe und die Background-Geschichte. Aber in erster Linie wollen wir uns ein Bild von dem Menschen dahinter machen. Jenem Menschen, der als Supporter für gewöhnlich anderen den Vortritt gibt. Und wir wissen alle, dass Support gerne erhalten, aber zu selten gewertschätzt wird. Vielleicht stehen seine Worte heute für all die, die im Hintergrund agieren, sehr viel Zeit und Arbeit investieren und zu oft vergessen werden. Deswegen möchten wir die Gunst der Stunde nutzen und uns mit der Person beschäftigen, ohne die Support Your Local Bands nicht möglich wäre. Mit einem Mann, der-so viel können wir schon mal verraten-das Herz am rechten Fleck hat und noch alte Werte zu schätzen weiß und vertritt. Wie z. B. sich Zeit nehmen. Denn die hat er sich für uns bzw. mich genommen, um uns/mir alle Fragen so genau wie nur möglich zu beantworten.
Und an dieser Stelle möchten WIR (Team der Montagslyriker) uns auch ganz herzlich bedanken für die Wertschätzung, die du auch uns und unserem Projekt entgegenbringst, lieber Henning.
Ein Tête-à-Tête mit HENNING (SYLB)
Hallo Henning, du bist der Mann hinter Support Your Local Bands. Vielleicht kannst du uns kurz erzählen, wie die Idee zu dem Ganzen entstand?
Hallo Mia – zunächst mal vielen Dank, dass ich mich deinen Fragen stellen darf!
Ich weiß nicht, ob ich die Entstehung von SYLB kurz erklären kann, aber ich versuche es: 2019 wollte ich die Band meines Sohnes, Hostage , etwas unterstützen und habe einfach mal eine FB-Gruppe gegründet. Ziel war, zu versuchen, die Jungs mit Bands aus dem Raum Köln – Düren – Aachen zu verbinden. Nach kurzer Zeit bekam die Gruppe immer mehr Mitglieder, schnell auch aus dem Ruhrpott, dann aus den unterschiedlichsten Ecken Deutschlands und es hat sich abgezeichnet, dass mein Supportgedanke irgendwie den Nerv der Zeit getroffen hatte. Also habe ich zusätzlich auch noch eine Supportseite auf FB eröffnet, dann einen Insta-Account erstellt und per Baukasten eine Website gebastelt – stümperhaft, aber immerhin. Um es kurz zu machen *gg*: das Ding ist für mich überraschend schnell gewachsen, ich habe mit Zora einen sehr fähigen Webdesigner als guten Freund gewonnen, der mir eine vernünftige Website aufgebaut hat und im Hintergrund gerade an noch viel krasseren Sachen für SYLB arbeitet und mit Heike Leppkes eine sehr gute Konzertfotografin im Team, die mit ihrer langen Erfahrung tolle Konzertberichte und Reviews für SYLB veröffentlicht.
Wer dich kennenlernen will, muss wissen, dass …
(überlegt ausgiebig)…ich nicht beisse! *gg*
Und außerdem, dass ich ein ganz normaler Mensch bin, mit dem man richtig gut zurechtkommen kann – wenn man es denn möchte – und den man auch ruhig einfach so ansprechen darf. Ich behaupte schnell merken zu können, ob jemand echt oder fake ist. Und fake, mag ich mal so gar nicht. Ich mag Offenheit, Ehrlichkeit, Tiefgründigkeit und Loyalität. Man muss mir nicht in den dunkelsten Ort kriechen, das wird mir auf Dauer zu unbequem. Dafür ist mir aber gegenseitiger Respekt sehr wichtig. Ich bin auch kein Typ, der unbedingt im Mittelpunkt stehen muss – und trotzdem freue ich mich über Lobhudeleien und Fanpost (lacht). Wie du siehst, scheine ich auch einen ganz brauchbaren Humor zu haben.
Du machst das ja alles in deiner Freizeit. Ein sehr zeitintensives Hobby. Bleibt da, neben dem Job und den alltäglichen Verpflichtungen, noch Zeit für anderen Dinge? Welchen Dingen widmest du sonst noch gerne deine Zeit und Aufmerksamkeit?
Wenn es machbar ist, besuche ich natürlich gerne Undergroundshows – auch wenn das in gewisser Weise dem Hobby zugeordnet werden kann. Aber irgendwie ist es ja dann doch auch eher meine Freizeit. Genauso mag ich es aber auch, einfach mal nichts zu tun und die Stille zu genießen – die Seele baumeln zu lassen. Was mich ebenfalls fasziniert sind Menschen, mit denen man sich auch tiefergehend unterhalten kann – abseits der „normalen“ Themen. Ich habe den Eindruck, dass das heutzutage leider nicht mehr allzu vielen Menschen möglich ist. Das macht diejenigen, die es noch können, zu etwas Besonderem. Diese seltenen Menschen sind für mich ein Geschenk – und ja, ich finde sie anziehend.
Der Zugang zur Musik hat sich in den letzten Jahren, vor allem durch die sozialen Medien, stark verändert. Fluch oder Segen?
Ganz klar beides!
Aus Sicht des Konsumenten kann es ja nur angenehm sein, wenn man zu jeder Tags- oder Nachtzeit exakt den Song streamen kann, den man gerade hören will. Aus Sicht der Band ist aber genau dieser Umstand eher ungünstig, weil niemand mehr hingeht und sich einen ganzen Tonträger kauft, selbst wenn da nur ein einziger brauchbarer Song drauf ist. Und was Streamingdienste an die Künstler ausschütten, ist ja auch eher lächerlich. Selbst die großen Bands leben mehr vom Merchverkauf als von ihrer Musik. Wie es da für Bands der Untergrundszene aussieht, kann sich da jetzt jeder selbst an zwei Fingern ausrechnen. Unter anderem deshalb unterstütze ich auch so gut es geht die Shows dieser Bands und bezahle lieber Eintritt als, dass ich mich auf eine Gästeliste schreiben lasse. Das heißt nicht, dass ich das grundsätzlich ablehne – aber ich bitte nicht aktiv darum, so wie es leider viele andere machen. Die Bands investieren viel Zeit und Geld in ein tolles Hobby und das sollte gefälligst gewürdigt werden.
Wie wichtig sind YouTube, Instagram und Co. für dein privates Leben? Bist du fernab deines Projekts ein Social-Media-affiner Mensch?
Absolut gar nicht! Niemand braucht für sein Privatleben Social Media – zumindest nicht, um sich darin selbst darzustellen.
Natürlich habe ich auch einen privaten Account auf Instagram und FB. Die sind aber beide sehr übersichtlich gehalten und beinhalten auch eher Content von SYLB, den ich privat nochmal hervorheben möchte. Aber ansonsten gehört mein Privatleben mir und bestenfalls noch ein paar wenigen anderen Personen, denen ich dann aber lieber gezielt etwas mitteile.
Und doch sind private Accounts wichtig in der Welt der Social Media! Wie sonst sollen Unternehmen – und dazu zähle ich auch die Bands – eine überregionale Bekanntheit erlangen, wenn nicht durch private Konsumenten?
Welche Bands stehen weit oben auf deiner Playlist?
Aktuell tatsächlich „Alqemiste“, „Torrential Rain“, „Alexis In Texas“, „Leyka“, „The Monistic“, „Promised Downfall” und “Engraved”.
Aber da herrscht bei mir auch eine gewisse Rotation, da es in der Undergroundszene viele gute Bands gibt und es zeitweise regelrecht Releases regnet, die ich durch SYLB natürlich hautnah mitbekomme. Da ist es manchmal echt schwierig zu sagen, wer da nun ganz oben auf der Playlist stehen soll. Das ist auch der Grund, weswegen die SYLB-Playlist „Underground Voices“ nach Releasedatum sortiert ist – so bleibt es einfach nur fair, weil persönlicher Geschmack keine Rolle spielt.
Hast du ein Geheimnis für ein erfolgreiches Leben?
Nein – ansonsten könnte ich mich zurücklehnen und mein Geld für mich arbeiten lassen.
Ich weiß natürlich, dass Geld kein Indikator für ein erfolgreiches Leben ist, aber ich musste diesen Satz jetzt einfach mal so sagen, um mir selber einen Steilpaß zu geben. Für mich ist es wichtig, dass ich alles, was ich mache, so erledige, dass ich mit mir und meiner Arbeit zufrieden sein kann – und das in allen Lebenslagen. Da ich grundsätzlich ein glücklicher und zufriedener Mensch bin, möchte ich mir das auch gerne erhalten und mich Abends noch mit ruhigem Gewissen im Spiegel ansehen können. Erfolgreich zu leben heißt für mich also mir selber treu zu bleiben und mich selbst nicht zu verlieren.
Wo kann man euch finden?
Erwähnte Bands:
Engraved (aus Australien)
Fotografin: Heike Leppkes