Psychopath/Psychopathie @antistigma_initiative_feel_me
Die Psychopathie ist letztlich ein Kunstwort.
In den Klassifikationssystemen DSM-5 und ICD-10 ist Psychopathie als Diagnose nicht enthalten.
Erklärung:
Den allgemeinen Begriff der „Psychopathie“ verwendete man ursprünglich für jene Persönlichkeitsauffälligkeiten, die man heute unter dem Begriff „Persönlichkeitsstörung“ zusammenfasst.
1980 wurde diese Bezeichnung mit Einführung des DSM-III durch „Persönlichkeitsstörung“ ersetzt.
Im forensisch-psychiatrischen Sprachgebrauch von heute, ist die Bedeutung von Psychopathie eng begrenzt und bezeichnet ausschließlich eine extrem schwere Form der antisozialen Persönlichkeitsstörung bzw. der dissozialen Persönlichkeitsstörung.
Wie sieht das zunächst aus?
Die Psychopathie zeichnet sich in erster Linie dadurch aus, dass bei den Betroffenen Empathie fehlt, sowie auch die soziale Verantwortung und auch ein Gewissen oder Reue sind nicht da.
Ihre emotionale Kälte hindert sie aber nicht daran, die Gefühle anderer wahrzunehmen. Gesunde Menschen empfinden, was andere fühlen, weil sie vergleichbare neuronale Schaltkreise aktivieren, wenn sie deren Freude oder Leid wahrnehmen. Der Psychopath kann zwar sehr gut die Emotionen anderer Menschen lesen, koppelt diese Erkenntnis aber von seinen eigenen Gefühlen ab. Hier spricht man von kognitiver Empathie
Der Gedanke, dass Psychopathen immer im Gefängnis sitzen, ist allerdings auch nicht ganz korrekt.
Es ist tatsächlich so, dass 50-80% der Gefängnisinsassen eine antisoziale Persönlichkeitsstörung haben, aber die Psychopathie, also diese besonders schwere Form, findet wir hier nur bei knapp 15%.
Die Psychopathie kann mitunter auch als Komorbidität einer Borderline- oder narzisstischen Persönlichkeitsstörung auftreten.
Was ist mit Komorbidität gemeint?
Ich möchte medizinisch nicht zu weit ausholen, also breche ich es zum Verständnis ganz runter und so hat man das Wort auch mal gehört.
Das bedeutet ganz grob Begleiterkrankung.
Was ist hiermit gemeint?
Ein Psychopath kann auch Borderliner und Narzisst sein. Und jeweils anders herum.
Das trifft aber nicht auf alle zu. Es folgt noch ein Beitrag zum Thema: Psychopath versus Narzisst.
Es ist wichtig, dass wir hier unterscheiden. Das Dämonisieren von Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung ist nicht richtig.
Meine Antistigma Initiative beinhaltet Aufklärung und sowohl der Psychopath, wie auch der Narzisst haben sich ihre Störungen nicht ausgesucht.
Wir mögen mit ihren Handlungen und Ansichten als gesunde Menschen nicht konform gegen, aber sie haben sich ihre Störung nicht ausgesucht. Ich erwähne es nochmal.
Was unterscheidet die antisoziale Persönlichkeitsstörung nun im Direkten von der Psychopathie?
Die Psychopathie umfasst spezifische Persönlichkeitszüge und antisoziale Verhaltensweisen,
Menschen, die nur In Anführungsstrichen eine antsisoziale Persönlichkeitsstörung haben, weisen meistens eher nur diese antisozialen Verhaltensweisen auf.
Also bei der Psychopathie kommt eben nochmal was oben drauf.
Bei Psychopathen konnte nachgewiesen werden, dass verschiedene Hirnregionen ein Struktur- oder Funktionsdefizit aufweisen. Die Gehirnmasse in der präfrontalen und orbitofrontalen Großhirnrinde ist reduziert. Das sind die Regionen, die für das Schuldbewusstsein eben auch zuständig sind und diese Anomalie sorgt beim Psychopathen eben dafür, dass es fehlt. Auch die Amygdala-Funktion läuft hier nicht ganz richtig, was eben dazu führt, dass die sozialen Lernfunktionen beeinträchtigt werden. Ebenso gibt es eine Dysfunktion des Hippocampus. Angst und Impulsivität werden hier geregelt und auch hier ist eine Störung vorhanden.
Das zeigt auch wieder, dass sich die Menschen ihre Störung nicht ausgesucht haben.
Die Diagnose erfolgt im forensischen Bereich meist mit der Psychopathie-Checkliste (PCL-R)
R bedeutet reviced
Und das heißt überarbeitet, also es wird ständig aktualisiert oder alle paar Jahre eben.
Dies Liste unterscheidet zwei Dimensionen der Psychopathie mit insgesamt 20 zu erfüllenden Kriterien.
Dimension 1: interpersonell-affektiv
(Kernmerkmale der psychopathischen Persönlichkeit, selbstsüchtig und ausnützerisch – stabil über die Lebenszeit erhalten )
trickreich sprachgewandter Blender mit oberflächlichem Charme
erheblich übersteigertes Selbstwertgefühl
pathologisches Lügen (Pseudologie)
betrügerisch-manipulatives Verhalten
Mangel an Gewissensbissen oder Schuldbewusstsein
oberflächliche Gefühle
Gefühlskälte, Mangel an Empathie
mangelnde Bereitschaft und Fähigkeit, Verantwortung für eigenes Handeln zu übernehmen
Dimension 2: antisozial-deviant
(Verhaltensstörung, chronisch instabiler und antisozialer Lebensstil – tendenziell Abnahme mit dem Alter)
Ich hatte es bei der antisozialen Persönlichkeitsstörung schon gesagt, dass Persönlichkeitsstörungen im Alter auch milder werden, weicher, runder.
Im Falle der ersten Dimension ist das nicht der Fall. Hier bleibt es eben das ganze Leben so.
Im vorliegenden Beispiel eben nicht, da kann es auch besser werden.
Es werden nicht andere Menschen, aber sie lernen eben einen Umgang damit und somit eben auch mehr mit sich und den Anderen.
Was gibt es hier:
Stimulationsbedürfnis (Erlebnishunger), ständiges Gefühl der Langeweile
unzureichende Verhaltenskontrolle
frühere Verhaltensauffälligkeiten
Fehlen von realistischen, langfristigen Zielen
Impulsivität
Verantwortungslosigkeit
Abwertung anderer Menschen
Jugendkriminalität
Verstoß gegen Bewährungsauflagen bei bedingter Haftentlassung
Weitere Punkte, die keiner Dimension zugeordnet sind, sind:
Promiskuität- wechselnde Partner
viele kurzzeitige eheähnliche Beziehungen
polytrope (vielgestaltige) Kriminalität
Diese 20 Kriterien werden wie folgt bewertet:
0 (keine Ausprägung), 1 (teilweise Ausprägung) 2 (volle Ausprägung) Das sind Punkte.Ab 30 von 40 Punkten haben wir die Diagnose Psychopathie.
Ist eine Therapie möglich oder sinnvoll?
Nun, natürlich ist eine Therapie immer sinnvoll, aber immer möglich ist sie eben nicht.
Es wird berichtet, dass Psychopathen unterschiedlich gut auf Therapie ansprechen. Teilweise wird wohl auch eine erhöhte Rezidivrate nach Therapie berichtet.
Das heißt soviel wie Rückfallquote, das Wiederauftreten einer Krankheit oder psychischen Störung bzw. von deren Symptomen
Wahr ist, dass Psychopathen schwerer zu therapieren sind als andere Straftäter
Wie erkennen wir nun einen Psychopathen?
Gar nicht. Sicher gibt es Anzeichen und Merkmale, aber letztlich ist das sehr schwer. Ich verweise gerne wieder auf das Bauchgefühl, denn das täuscht uns nicht.
Unser Bauchgefühl sagt uns sicher nicht: Oh, da ist ein Psychopath, aber man kann in sich hineinhorchen und empfinden, wie es einem geht. Was kommt von anderen Menschen? Wärme? Kälte?
Es ist wie bei Feel_me
Du musst nichts sehen, du sollst nur fühlen!