Für viele Menschen ist der erste Griff des Tages, der Griff zum Handy.
Ob Facebook, Instagram und Co.
Das Interesse gilt dem, was los ist in der Welt und bei den Anderen, aber man will natürlich auch selbst wissen, wie man selbst, der eigene und letzte Beitrag angekommen ist?
Teilen, liken, kommentieren…
Natürlich wollen wir das. Wir wollen die Aufmerksamkeit, das Interesse, die Herzen. Es gibt aber auch eine Kehrseite, die selten Thema ist.
Wir veröffentlichen Beiträge und bekommen Bestätigung. Gerade die sozialen Plattformen liefern uns das.
Jedes Herz werten wir als positives Feedback. Und positives Feedback triggert unser Belohnungssystem im Gehirn. Wir möchten mehr davon und können nicht aufhören damit mehr zu wollen.
Es entsteht ein Suchtpotenzial, denn bei jedem Blick aufs Handy könnte uns ein neues Herz entgegen fliegen und darauf warten wir. Nichts weiter als intermittierende Konditionierung. Es ist eine Schattenseite der sozialen Medien.
Was genau meint die intermittierende Konditionierung?
Intermittierende Verstärkung ist in der Psychologie und in der Pädagogik ein Phänomen des operanten Konditionierens (Lernen durch Verstärkung, auch: Verstärkungslernen). Intermittierende Verstärkung beschreibt die nicht regelmäßige Bekräftigung (Verstärkung) eines (erwünschten) Verhaltens mittels eines Verstärkers.
Die erste Definition dazu gab es bei B. F. Skinner und seinem Rattenexperiment.
Diese Ratten sollten zunächst auf einen Knopf drücken und wurden dann mit einem Leckerli belohnt.
Wenn diese Ratten nach mehrmaligem Drücken kein Leckerli bekommen haben, dann haben sie ihren Standort verlassen und das wars.
Das Experiment ging weiter, denn beide Möglichkeiten waren berechenbar.
B. F. Skinner nahm dann die Berechenbarkeit raus.
Die Ratte drückte und es kam ein Leckerli und sie drückte nochmal und nochmal, aber es kam kein Leckerli. Dann drückte sie wieder und wieder kam ein Leckerli.
Diese Unberechenbarkeit fixierte die Ratte, denn sie wusste nie, wann ein Leckerli kommt, also drückte sie weiter, in der Hoffnung auf ein Leckerli. Es ging soweit, dass Ratten verhungert sind in dieser Wartephase.
Ein ähnliches Verhalten zeigt sich auch beim Glücksspiel. Wir wissen niemals, wann wir gewinnen. Es entsteht ein Suchtverhalten.
Bei den sozialen Medien ist es ganz genau so, denn wir wissen niemals, wann wir ein LIKE bekommen, aber es könnte jederzeit passieren.
Es gibt Menschen, die sehr anfällig dafür sind, vielleicht auch jüngere Menschen, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden haben. Aber letztlich kann jeder von uns eingesaugt werden.
Die sozialen Medien können einem schnell das “gute” Gefühl vermitteln, dass wir gesehen, gemocht und wertgeschätzt werden.
Und doch steigt auch der Druck in einem selbst, dass man vermeintlich immer neue Inhalte von sich ins Netz stellen muss. Das kann Menschen auch in eine Spirale des Unglücklichseins ziehen.
Um von Suchtverhalten sprechen zu können, müssen selbstverständlich viele Kriterien erfüllt werden, aber wer nicht mehr darüber nachdenkt, wann und warum er postet, scrollt, liked, kommentiert und sich eigentlich gedanklich ständig irgendwie mit den sozialen Medien, neuen Inhalten und Wachstum beschäftigt, der sollte doch mal innehalten und in sich hineinhören.
Die sozialen Medien sind nicht böse, aber das echte Leben findet offline statt.
Wie viel Zeit schenkt oder opfert ihr sozialen Medien und Plattformen?