Talking to The Disaster Area (Interview)

Im vergangenen Dezember zog die Band Callejon mit ihrer exklusiven „Club Tropicana Pt. 2 – Xmas Edition Tour“ durch vier ausgewählte Locations: am 19. Dezember im Backstage München, am 20. im Rosenhof Osnabrück, am 21. im F-Haus Jena und das grandiose Abschlusskonzert am 22. Dezember in der Live Music Hall in Köln. The Disaster Area, eine deutsche Metalcore-/Post-Hardcore-Band aus Osterhofen, Bayern, eröffnete an allen Abenden die Bühne. Ursprünglich als Vorband für die abgesagte Metropolis-Tour vorgesehen, konnten sie nun an allen vier Abenden das Publikum begeistern.

Vor dem Start der Tour hatten wir das Vergnügen, mit den Mitgliedern von The Disaster Area zu plaudern, insbesondere mit Markus Zabel (Bass) und Alexander Kisslinger (Gitarre). Im Interview mit der Band erfahrt ihr mehr über ihre Gedanken vor der Tour, die musikalische Entwicklung der letzten Jahre und ihre Pläne für die Zukunft.

 

Wo kommt ihr jetzt gerade her?

Wir sind eine Stunde durch München gefahren. Der Verkehr hier ist nicht so unser Ding.

 

Ich bin vorhin mit dem Taxi hergefahren. Es gibt viele Ampeln in München, oder?
Ja, das ist hier echt so.

 

Als Band ist The Disaster Area jetzt schon seit über zehn Jahren aktiv. Habt ihr am Anfang gedacht, dass sich das so entwickelt und ihr irgendwann auf dem Erfolgsstand seid, auf dem ihr heute steht?

Alex: The Disaster Area gibt es seit 2007. Es war eine Schülerband, der Name stammt von unserem alten Gitarrenlehrer, der ihn uns vererbt hat. Von der alten Formation sind Alex, unser Sänger, Chris und Franz immer noch dabei. Ich bin 2012 dazugekommen. Anfangs haben wir viel gecovert, in Richtung Punkrock und Alternative Rock. 2014/2015 haben wir uns entschieden, aktiv ins Metalcore-Genre zu gehen und alles zu investieren – Zeit, Mühe und auch Geld. Die ersten Jahre waren eine Lernphase, erst mit “Glasshearts” ging es richtig los. Wir waren dann auf Tour mit Electric Callboy, damals noch Eskimo Callboy und dann mit To The Rats and Wolves. Dann kam die Pandemie, die uns hart traf. Wir hatten gehofft, dass es noch größer wird, aber wir sind zufrieden mit dem, was wir erreicht haben.

 

Wie habt ihr die Zeit der Pandemie damals empfunden? Es war für viele Musiker sehr schwer und viele Bands haben diese Phase nicht gut wegstecken können. Wie war es bei euch?

Markus: Wir haben damals unser Album “Glasshearts” veröffentlicht. Ein großartiges Album, das nicht annähernd so viele Leute gehört hätten, wie es sicher gehört worden wäre, wenn die Zeit anders gewesen wäre. Das hat uns doch sehr demotiviert. Wenn du ein Album veröffentlichst und es nicht live spielen kannst, ist es irgendwie verloren. Die meisten Songs von “Glasshearts” haben wir nie live gespielt und werden es wohl auch nie. Wenn du viel Arbeit in etwas steckst und das Ergebnis nicht so ist, wie du es erhoffst, obwohl du das Potenzial siehst, kommen Blockaden auf. Da wieder herauszukommen, hat bei uns auch eine Weile gedauert.

 

Trotzdem habt ihr im September 2022 dann “Ghost” veröffentlicht, ein Cover von Justin Bieber. Diese Wahl mag überraschend erscheinen, da man Justin Bieber nicht unbedingt mit Metalcore oder Hardcore in Verbindung bringt. Wie kam es dazu, diesen Song zu covern?

Alex: Es gibt zwei Gründe dafür. Unser Sänger Alex ist ein großer Justin Bieber-Fan, also hat sich das angeboten. Der andere Grund ist genau der erwähnte, dass wir zu dieser Zeit ziemlich ausgebrannt waren, insbesondere im Bereich Songwriting. Wir hatten wenig frische Ideen. Aber man muss ja irgendwie weitermachen. Deshalb dachten wir: Versuchen wir uns mal an einem Cover. Das war für uns neu. “Ghost” war zu der Zeit ein bekannter Song in den USA. Also dachten wir: Warum nicht? Wir produzieren etwas Content, den es von uns so noch nicht gibt.

 

Es gab auch ein professionelles Video dazu. Ihr habt euch also auf jeden Fall Mühe gegeben. Motivation war also auf jeden Fall da, oder? 

Alex: Der kreative Output war zu der Zeit nicht so da, deshalb haben wir uns etwas Mühe gespart. Natürlich haben wir trotzdem 100 % Einsatz gebracht, aber es war einfacher, etwas umzusetzen, was schon vorhanden ist, als etwas komplett Neues zu erschaffen.

Markus: Im Vergleich zu anderen Videos war es trotzdem relativ einfach gehalten.

Alex: Wir haben uns in eine Kapelle eingemietet und dort das Video gedreht. Also ziemlich einfach und auch kostensparend.

Markus: Aber trotzdem wollten wir Content bringen, um sichtbar zu bleiben.

 

 

Die Single nach “Ghost” war “Martyr”, featuring Tobias Rische von The Novelists. Zumindest hat er damals noch bei den Novelists gesungen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Könnt ihr den Prozess schildern, von der ersten Idee zum fertigen Ergebnis?

Alex: The Novelists und wir haben eine kleine Vorgeschichte. Wir haben schon vor vielen Jahren, bevor Tobias der Sänger wurde, im Schlachthof in Wiesbaden mit der Band gespielt. Wir waren der Opener, also der Support für The Novelists. Deswegen kennen wir die Band schon recht lange. Dazu kam, dass wir auf der Suche nach einem Feature waren. Das macht man ja nicht einfach spontan und ohne Überlegung. Also haben wir sie dann angeschrieben und nachgefragt. Und dann hat sich das mit Tobias ergeben.

Markus: Tobias ist einfach ein großartiger Sänger. Man erkennt seine Stimme aus Tausenden.

 

Das Video zu der Single war ein wenig aufwendiger, oder? Ihr habt frühmorgens gedreht und es war eiskalt: Stimmt das?

Markus: Ja, weil man immer nachts drehen muss. Ich weiß auch nicht, was das immer soll. Es waren echt Minusgrade, mitten auf einem Feld. Sehr unangenehm.:)

Alex: Wir sollten mal so ein Strandvideo drehen. Das wäre schön. Einmal nicht frieren beim Videodreh. 🙂

 

 

Ihr habt bereits erwähnt, dass ihr 2019 mit den Electric Callboys auf Tour wart? Wie ist es dazu gekommen? Das passiert ja auch nicht von jetzt auf gleich.

Alex: Für uns war das damals tatsächlich so, von jetzt auf gleich. Unser Song “Glasshearts” ist ziemlich durch die Decke gegangen. Wir hatten Glück mit dem Song. Der Kontakt zur Band bestand schon vorher, wir hatten auch schon angefragt und dann kam irgendwann der Anruf: “Hey, habt ihr Lust drauf?” Das war für uns eine komplett neue Welt. Wir waren dann drei Wochen mit ihnen unterwegs, durch ganz Europa. Das war der Wahnsinn. 

 

Es gibt unzählige Bands da draußen: Wie schafft man es, als Band wahrgenommen zu werden? Abseits von der Glücksportion, die es sicher auch braucht. Wie sieht euer Marketing aus und wie erreicht ihr neue Leute?

Alex: Das will jetzt wahrscheinlich niemand hören, aber man muss eben Geld in die Hand nehmen und zwar nicht zu knapp. So ist es nun mal. Je mehr du investierst, desto mehr bekommst du am Ende auch zurück. Es klingt traurig, aber das ist die Wahrheit. Außerdem braucht man viel Zeit und Energie. Harte Arbeit wird immer belohnt.

Markus: Ein großartiger Song bringt nicht viel, wenn ihn niemand hört. Man muss Werbung schalten, live auftreten, bei Social Media präsent sein und eine Community aufbauen.

 

Community aufbauen. Da kommen wir zum Thema Social Media. Wie wichtig sind Instagram, Spotify, YouTube, TikTok für euch?

Markus: In der Welt der Musik ist die Präsenz als Band von enormer Bedeutung. Social Media eröffnet heutzutage die Möglichkeit, in kürzester Zeit eine große Anzahl von Menschen zu erreichen. Selbst ohne eine feste Fanbasis kann eine Band über soziale Medien sofort Hunderte von Menschen ansprechen, was äußerst wertvoll ist. Es ist jedoch wichtig zu unterscheiden, was real ist und was nicht. Auf Instagram werden oft nur die positiven Seiten präsentiert. Bands zeigen hauptsächlich, wie cool sie sind und präsentieren ihre Erfolge. Das ist in Ordnung, aber es gibt auch die andere Seite, über die wir gesprochen haben – die Momente, in denen wir kämpfen und ein Tief erleben. Das gesteht nicht jeder ein. Es sollte jedoch jedem bewusst sein, dass nicht alles immer perfekt ist. Für mich persönlich ist das besonders wichtig, da ich selbstständiger Fotograf und Videograf bin. Ohne die Nutzung von sozialen Medien hätte ich nicht so viel Erfolg, sei es in der Musik oder persönlich. Für mich sind soziale Medien ein Segen.

Alex: Eine Herausforderung sehe ich aber auch immer im Druck, ständig Inhalte zu liefern, besonders als Band. Es gibt schließlich auch ein Leben außerhalb der sozialen Medien und der Band. Das Privatleben benötigt ebenfalls Zeit. Wir produzieren nur dann Content, wenn wir gemeinsam etwas unternehmen, sei es bei einem Videodreh oder während einer Tour. Da wir uns nicht so oft sehen, müssen wir in dieser begrenzten Zeit genug Content erstellen, um ihn dann teilen zu können. Natürlich stellt sich auch die Frage, wie viel Privates man zeigen möchte, sowohl als Band als auch als Individuum. Mein persönlicher Account wird als Musiker und Gitarrist von The Disaster Area betrieben und ich frage mich dann schon: Wie viel möchte ich wirklich von mir preisgeben?

 

Zum Schluss noch eine Frage, die nichts mit Musik zu tun hat: Mit wem würdet ihr gerne einmal einen Drink nehmen?

Markus: Vielleicht Donald Trump? Das wäre sicherlich interessant, da ich ihm nur kritisch gegenüberstehen würde. Das fände ich wirklich spannend. 🙂

Alex: Wenn ich auch Verstorbene wählen darf, dann würde ich sagen, Alexander von Humboldt. 🙂

 

Vielen Dank an euch.

 

Pics by Lena Wachsmann

 

 

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